Der Versandhausgründer erhielt in seiner Kategorie 24 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Wahrscheinlich kann er nicht anders, Werner Otto muss einfach stiften gehen: So hat er am Vorabend seines 100. Geburtstags wieder genau das getan, was einen großen Teil seines Lebens bestimmt: Er hat sich sozial engagiert, die Werner-und-Maren-Otto-Stiftung gegründet, die alten Menschen in Berlin und Brandenburg künftig Wohnungen bereitstellen wird, in denen sie ihre letzte Lebenszeit in Würde verbringen können.

Als Werner Otto am 13. August 1909 im brandenburgischen Seelow geboren wurde, regierte in Berlin noch der letzte deutsche Kaiser. Otto wollte eigentlich Schriftsteller werden, wurde dann aber doch Kaufmann und - mit mäßigem Erfolg - Schuhfabrikant. In der Nachkriegszeit baute er in Hamburg einen Versandhandel auf, der sich zum weltweit größten seiner Art entwickelte. Damit ließ sich viel Geld verdienen, doch Geld war für den Unternehmer nie Selbstzweck. Für Werner Otto hätte die Sozialbindung des Kapitals nicht erst im Grundgesetz festgeschrieben werden müssen, er sah darin stets eine Selbstverständlichkeit. Der Mann, der sein persönliches Wirtschaftswunder zustande brachte, besaß ein "Pflichtgefühl für die res publica", wie Altkanzler Helmut Schmidt es nannte. Immer wieder nutzte er seine beträchtlichen Mittel, um ganz konkret zu helfen.

Er initiierte Stiftungen, die kranken Kindern helfen, unterstützte Forschungsprojekte und spendete Millionenbeträge für kulturelle Einrichtungen. Besonders liegt ihm die Erhaltung historischer Baudenkmäler am Herzen. So finanzierte er die Restaurierung der Belvedere-Türme in Potsdam und der im Krieg schwer zerstörten Kirche in Seelow, in der er getauft wurde. Zur Neugestaltung des Hamburger Jungfernstiegs steuerte er mehr als fünf Millionen Euro bei.

Was treibt diesen Mann, der sich mit 100 Jahren noch immer guter Gesundheit erfreut, zu diesem lebenslangen Engagement? Es ist wohl das Bewusstsein, dass auch ein Unternehmer eben nicht nur an Umsatz und Profit gemessen wird, "sondern immer mehr auch daran, was er aus sozialer Verantwortung heraus bereit ist, für die Gesellschaft zu tun." Dieser Ethik der Tat fühlt er sich bis heute verpflichtet.