Ich sträube mich

"Dummdeutsche und Denglisch - wie wir unsere Sprache zerstören", Hamburger Abendblatt, 12./13. September

Bravo - Sie haben mir aus der Seele geschrieben. Ich dachte, dass ich gutes Deutsch und Englisch spreche, aber mittlerweile verstehe ich viele Begriffe nicht mehr. Ich habe mich wohl noch nicht "neu definiert". Durch meinen Beruf muss ich mich leider öfter diesem schlimmen Trend anpassen, aber innerlich sträube ich mich. Warum musste ich mich jahrelang mit Grammatik, Regeln usw. in der Schule quälen? Da ich auch noch andere Sprachen erlernte wie Französisch und Spanisch, weiß ich, dass die Franzosen noch ziemlich strikt sind. Jedoch nicht nur die Verdummung der Sprache ist heutzutage "in", sondern auch, dass Reporter, Ansager in Funk und Fernsehen sowie in der Werbung mit sprachlichen Unebenheiten "voll im Trend" liegen.

Iris Berck-Carlsen, Hamburg

Nerv getroffen

Mit Ihrem Artikel haben Sie meinen Nerv getroffen. Es gab schon mal Momente, in denen ich kurz davor war, z B. die seinerzeit immerhin halbstaatliche Bahn wegen Hochverrats an der deutschen Sprache zu verklagen. Meiner Meinung nach kann die deutschsprachige Presse durchaus Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache nehmen, wenn sie nicht nur an "Gedenktagen" auf peinliche Entwicklungen hinweist, sondern täglich und hartnäckig solche Begriffe bloßstellt und stattdessen bewährte Begriffe der deutschen Sprache verwendet.

Rolf Tonner, Hamburg

Von vorgestern

Ihre Argumente sind leider von vorgestern. Sie erinnern mich an Politiker, die uns mit Lippenbekenntnissen zu guten Europäern machen wollen, aber sich selber mit föderalem Provinzgeist in ihrer Kleinstaaterei festkrallen. Wie viele Jahre und welche Mühe hat es damals gekostet, in Hamburg die Wegweiser "Innenstadt" in "City" umzutaufen. Selbst die Politiker haben schließlich eingesehen, dass es angesichts der Millionen Touristen, die man gern in unsere Stadt lotsen wollte, eine sinnvolle Änderung ist. Unsere Provinzpolitiker, die Kultusminister, haben mit dem "Babylonischen Irrsinn der Rechtschreibreform" (Focus) und der darin angestrebten Eindeutschung von Fremdwörtern unserer Sprache mehr Schaden zugefügt als einige - zugegeben - verunglückte "Denglisch"-Begriffe.

Martin Grudzinski, per E-Mail

Der Alltag

Vielen Dank für diesen Artikel. Aber wie erkläre ich meinen vier Kindern die deutsche Sprache? Da sie im Alltag ständig nur Denglisch lesen, glauben sie, dies sei die deutsche Sprache.

Peter Francken, per E-Mail

Versammelte Elite

Eines haben Sie noch vergessen: Wenn sich die denglisch parlierende Elite der Marketing-, Medien- und der Betriebswirtsleute, gesattelt mit body bags, beim public viewing versammelt, dann kann das Event nur noch von einem Ereignis getoppt werden. Das ist total cool!

Helmut Hoffmann, per E-Mail

Angloholiker

Mit Recht betonen Sie die meist kläglichen Englischkenntnisse unserer Angloholiker, wobei Millionen hilfloser Sprecher allerdings Doinglisch aufgezwungen wird, weil keine Alternativen geboten sind. Der Eindruck unseres Pseudoenglisch auf Anglophone ist weltpeinlich. Sie hätten noch den Shootingstar erwähnen können, der eine Beleidigung darstellt (Sternschnuppe). Und Mobbing gibt es englisch nur bei Tieren. Den Bodybag habe ich 2002 einer Supermarktkette ausreden können: Seitdem gibt es kein Massenangebot mehr. Man kann also schon etwas bewirken. Die Vorschläge des Vereins Deutsche Sprache sind teils dilettantisch.

Guido Kohlbecher, per E-Mail

Irrational

Was inkommodiert den Autor an der Integration externer Vokabeln? Ist es latente Xenophobie? Ist Multilingualität nicht Desirat eines jeden ambitionierten Pädagogen? Das Deutsche ist in Grammatik, Morphologie und Lexikologie so profund latinisiert, dass eine Entlatinisierung respektive eine Regermanisierung à la "Gesichtserker" (id est "Nase") ebenso irrational wäre, wie es das redundante Lamento über die Penetration der aktuellen globalen Lingua Franca in das Deutsche ist.

Holger Winkelmann-Liebert, per E-Mail

Mit Geduld

Was kann der Normalbürger dagegen machen, wenn mit goldenen Buchstaben an der Speicherstadt "Port Authority" steht, wenn es "Cruise Center" heißt ... Ich tröste mich einzig mit dem Gedanken, dass alles der Wandlung unterworfen ist und wir nur Geduld haben müssen. Denn vor vielen Jahren war ja auch Französisch modisch.

A. Engels, per E-Mail

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