Der Mann hat es mit der Neun. Am 9.9.1919 wurde Wilhelm Simonsohn in Altona geboren. Gestern, am 9.9.2009, hat er seinen 90. Geburtstag mit der Familie gefeiert. “Sie bedeutet mir alles“, sagt er.

Zur Familie gehören auch seine Modelle, Schiffe und Flugzeuge. "Wie Kinder" seien sie für ihn. 35 Modellschiffe hat er in seine Wohnung gequetscht: Schoner, Zweimaster, Containerschiffe, eine riesige "Cap San Diego".

Man ahnt es: Er wäre gern Seemann geworden wie sein Adoptivvater Leopold. Hochdekoriert im Ersten Weltkrieg, und doch verschleppen ihn die Nazis am 9. November 1938 (Pogromnacht) nach Sachsenhausen - weil er Jude ist. Simonsohn wendet sich (todes-)mutig an den Gauleiter. Wenig später ist sein Vater frei.

Geradeaus und mittendurch - so hält er es auch nach dem Krieg, den der Kampfpilot nach einem Abschuss seiner Ju 88 nur mit Glück überlebt. 1954 bringt seine Frau Elisabeth die Töchter Cornelia und Barbara zur Welt. Nahezu progressiv für die Zeit fährt er die Zwillinge spazieren, wickelt sie. "Sogar schneller als meine Frau." Simonsohn macht Karriere als Verwaltungsbeamter, bleibt im Herzen ein Entdecker. Als Pensionär tingelt er im Wohnmobil jedes Jahr mit seiner (vor fünf Jahren verstorbenen) Frau durch Nordafrika.

Heute ist das passé. Er sieht zwar kaum noch. Aber geistig ist der Vater, Opa und Uropa topfit. Aktuell kämpft er für den Bau von solarthermischen Kraftwerken in der Sahara. "Ich habe", sagt der Jubilar, "noch viele Visionen."