Noch immer dominieren Männer die Schifffahrt. Doch im Hamburger Hafen und auf der Alster sind zunehmend Frauen als Kapitäninnen unterwegs.

Hamburg. Barkassen, Schlepper und Alsterdampfer bieten nicht nur Männern spannende Arbeit. Alica Gagzo, Verena Hartz und Claudia Bauer beweisen, dass Frauen auf der Alster und im Hafen das Ruder fest im Griff haben.

Erst vor wenigen Wochen hat Alica Gagzo die Prüfung zur Hafenschifferin bestanden. Nun ist die große blonde Frau mit dem sympathischen Lächeln auf der Alster unterwegs, erst einmal in Begleitung eines erfahrenen Kollegen. Ab dem Herbst wird sie dann alleine die Gäste der Alster-Touristik GmbH (ATG) über die Binnen- und Außenalster fahren. "Ich brauche drei Monate Berufserfahrung, bevor ich Gäste fahren darf", sagt die 20-Jährige. So lange teile sie sich mit ihren Kollegen die Arbeit auf den Schiffen.

Alica Gagzo hat bereits früh die Entscheidung gefällt, Hafenschifferin zu werden. "Ich habe ein Praktikum bei der Hadag gemacht und schnell festgestellt, das ist es." Mit 18 Jahren und dem Realschulabschluss in der Tasche begann sie dann ihre Ausbildung bei der ATG. Angst vor der Verantwortung, ein großes Schiff mit Passagieren zu führen, hatte sie nie. Höchstens einen gesunden Respekt. "Es war mein Traum", sagt die Langenhornerin. Als Herausforderung empfindet sie ihren Beruf allerdings schon. "Man muss viel gleichzeitig machen", so Alica Gagzo. Kassieren, die Gäste begrüßen, das Schiff sicher über die Alster lenken und die einzelnen Sehenswürdigkeiten erklären. Dadurch sei der Beruf sehr abwechslungsreich. "Es ist unheimlich spannend, ständig mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen."

Bei der ATG ist Alica Gagzo eine von drei weiblichen Schiffsführerinnen. Und damit unter den 30 Kapitänen noch immer eine Besonderheit. Von ihren männlichen Kollegen wird die Alsterkapitänin akzeptiert. Sie schwärmt von dem Umgang untereinander. "Den einen oder anderen Spruch bekomme ich schon ab", sagt sie. "Aber damit muss man leben leben können."

Gerade einmal 16 Jahre alt war Verena Hartz, als sie ihre Lehre zur Hafenschifferin bei der Hamburg Port Authority (HPA) begann. Bereits drei Jahre später hatte sie nicht nur diese Ausbildung abgeschlossen, sondern einen Tag später auch noch das Hafenpatent in der Tasche. Dass sie auch in der Hafenstadt Hamburg etwas Besonderes ist, glaubt die zierliche blonde Frau nicht. "Ich habe einfach nur meinen Traumberuf ergriffen", sagt sie mir rauer Stimme. Verena Hartz ist auf Finkenwerder direkt am Wasser groß geworden. "Für mich war schon immer klar, dass ich hier auch arbeiten werde." Bereits mit elf Jahren habe sie diese Berufsentscheidung fest getroffen. Ihr war immer klar, dass sie damit in eine uralte Männerdomäne vorstößt. "Aber damit hatte ich kein Problem, denn ich wusste, ich kann mich durchsetzen", sagt sie bestimmt. Am Anfang habe sie sich erst einmal Respekt bei ihren Kollegen erarbeiten müssen. "Aber ist das nicht eigentlich in jedem Beruf als Einsteiger so?" Mittlerweile sei sie akzeptiert, fühle sie sich in der Truppe wohl. Die zierliche Frau hat bei der HPA nur zwei weibliche Kolleginnen, alle anderen Schiffsführer sind Männer.

Die 22-Jährige ist jetzt seit drei Jahren täglich im Hamburger Hafen auf den Barkassen und den kleinen Schleppern der HPA unterwegs. Sie bewegt und vertäut Pontons, fährt ihre Kollegen zu Inspektionstouren oder die Mitarbeiter des Oberhafenamts hin und her und wartet und pflegt die Schiffe. Noch hat Verena Hartz allerdings keine eigene, fest zugeteilte Barkasse. Sie vertritt ihre Kollegen im Urlaub oder bei krankheitsbedingten Ausfällen. Doch das macht ihr nicht weniger Spaß. "Ich stehe jeden Morgen wieder gern auf."

Claudia Bauer gehört im Hamburger Hafen zu den erfahrenen Schiffsführerinnen. Die 39-jährige Barkassenkapitänin hat schon vor zehn Jahren ihr Hafenpatent bestanden und fährt seitdem für die Barkassenzentrale Ehlers Gäste durch den Hafen und über die Fleete. Zuvor hat sie als Decksfrau für das Hamburger Traditionsunternehmen gearbeitet. Während ihres Studiums half sie zudem bereits an der Kasse aus. "Ich gehöre in diesem Beruf zu den Quereinsteigern." Denn Claudia Bauer hat Bauingenieurwesen studiert mit dem Ziel, später im Bereich Wasserbau zu arbeiten. "Das Wasser und der Hafen lagen mir schon immer am Herzen." So sei sie irgendwann auf den Beruf der Hafenschifferin gestoßen. "Ich war begeistert." Denn da ergab sich eine Möglichkeit, "nicht immer am Schreibtisch sitzen zu müssen". Schwierigkeiten, sich in der männerdominierten Welt der Schifffahrt durchzusetzen, hat Claudia Bauer nicht. "Es gibt Stück für Stück immer mehr Frauen auf den Schiffen, unsere Arbeit wird respektiert", sagt sie. So fahre beispielsweise auch die Juniorchefin Birgit Ehlers die Barkassen durch den Hafen.

Claudia Bauer ist auch nach knapp zehn Berufsjahren noch begeisterte Barkassenkapitänin. "Das ist nach wie vor mein Traumberuf. Ich könnte mir keinen anderen vorstellen", sagt sie. Das Wasser, der Hafen und der Kontakt zu immer wieder anderen Menschen machen für sie den Reiz aus. Einzig die Arbeitszeiten im Sommer, wenn auch an den Wochenenden und in den Abenden die Schiffe besetzt sein müssen, seien familienunfreundlich. "Aber im Winter können wir uns dann ja ein wenig von den harten Wochen erholen."