Klauspeter Schelm nennt das eine “sinnvolle Lösung“, will den Versorgungsauftrag aber erfüllen.

Hamburg. Hamburgs reine Freibäder stehen vor einer unsicheren Zukunft. Der Chef der städtischen Bäderland GmbH, Klauspeter Schelm, hat die Schließung einzelner Einrichtungen als "sinnvolle Lösung" bezeichnet. Hintergrund ist der starke Besucherrückgang, den das Unternehmen in der heute endenden Saison verzeichnen musste. 122 334 Gäste wurden von Ende April bis Anfang September gezählt - 10 000 Besucher weniger als im vergangenen Jahr. "Wir schließen die Sommersaison, ebenso wie andere Städte in Norddeutschland, mit einer eher mäßigen Bilanz ab", sagte Schelm dem Abendblatt.

Seit Jahren wird immer wieder diskutiert, einzelne Freibäder zu schließen. Schelm: "Das würde natürlich Kosten sparen." Er stellt aber auch klar, dass es dazu in absehbarer Zeit wohl nicht kommen werde. "Wir haben einen Versorgungsauftrag, den wir erfüllen werden."

CDU-Finanzexperte Rüdiger Kruse fordert dagegen: "Wenn die reinen Freibäder tatsächlich ein solches Zuschussgeschäft sind und die Nachfrage rückläufig ist, muss auch ergebnisoffen über die Schließung einzelner Standorte nachgedacht werden"

Gründe für den Besucherrückgang gibt es viele: Zum einen lag es am Wetter. "Wir hatten ähnlich wenige heiße Badetage wie im vergangenen Sommer", sagt Schelm. Allerdings räumt er auch ein, dass die reinen Freibäder so etwas wie eine Art "Auslaufmodell" seien: "Wir leben nicht mehr in den 50er- oder 60er-Jahren, als sie wahre Besucheranstürme erlebten. Es gibt inzwischen so viele Freizeitangebote, da steht der Besuch im Freibad nicht mehr an erster Stelle." Nicht gut zu sprechen ist der Chef des zu 100 Prozent der Stadt gehörenden Unternehmens auf die vielen Großveranstaltungen: "In Hamburg jagt ein großes Event das andere. Das wirkt sich natürlich auf unsere Besucherzahlen aus."

In Hamburg zählen zu den reinen Freibädern die Anlagen Naturbad Stadtparksee, Aschberg in Hamm, Rahlstedt, Osdorfer Born und Marienhöhe in Sülldorf. Einige dieser Anlagen sind in die Jahre gekommen, doch aufwendige Modernisierungen sind in den kommenden Jahren nicht zu erwarten: "Das ist aus rein wirtschaftlicher Sicht nicht möglich. Auch wenn wir Millionen investieren würden, würde das keine große Steigerung der Besucherzahlen bedeuten", sagt Schelm. Nach Abendblatt-Informationen liegt der Deckungsgrad bei den reinen Hamburger Freibädern bei rund 40 Prozent.

Der Bäderland-Chef will verstärkt auf "Kombi-Bäder" setzen. "Viele Besucher lockt man mit Schwimmbädern, die ganzjährige Angebote bieten. Deshalb haben wir bereits einige Anlagen mit 25-Meter-Außenpools ausgestattet, die das gesamte Jahr über genutzt werden können."