SPD-Oppositionschef Michael Neumann hat Bürgermeister Ole von Beust (CDU) vorgeworfen, “wirklichkeitsfremd“ zu sein.

"Herr von Beust hält Hamburgs Schulreform als Vorbild für Deutschland für möglich - obwohl er bei dem Projekt nicht einmal seine eigene Partei hinter sich bringen kann", kritisierte Neumann.

Von Beust hatte im Abendblatt-Interview das jetzige Schulsystem mit der frühen Trennung nach Klasse vier als ungerecht bezeichnet. "Es würde mich freuen, wenn die Hamburger Schulreform zum Modell oder Vorbild für Deutschland wird", sagte der Bürgermeister. Er verwies auf das Saarland, wo sich die CDU in Richtung des längeren gemeinsamen Lernens bewegen müsse, wenn sie mit den Grünen eine Koalition bilden wolle.

Neumann zweifelt daran, dass die Primarschule zu mehr Gerechtigkeit führt. "Ich fürchte, die Primarschule wird als ein teures, parteipolitisch motiviertes Experiment in die Schulgeschichte eingehen", sagte der SPD-Politiker. Die Experten seien sich in ihrem Urteil einig: "Die Primarschule schadet nicht. Sie nützt aber auch nicht." Der vom Bürgermeister propagierte "Schulfrieden" rücke in immer weitere Ferne, weil die umstrittene Reform "Parteien, Elternräte und Lehrerkollegien spalte".

Auch Walter Scheuerl von der Volksinitiative "Wir wollen lernen" attestierte von Beust "zunehmenden Realitätsverlust". Sollte die Reform umgesetzt werden, würde sich Hamburg "nur nach unten den bei den PISA-Studien schwachen Ländern Berlin und Brandenburg" annähern. Die Initiative will die Reform per Plebiszit kippen.