Schwer widersteht die Tür dem Druck ihrer Hand. Ihr Keilabsatz bohrt sich in den roten Teppich. Und langsam öffnet sich der Türflügel, prachtvoll verziert mit Messing und Silber. Wenhui Zeng tritt in den Kaisersaal des Hamburger Rathauses.

Sie ist Journalistin in China, Online-Redakteurin mit dem Schwerpunkt Wirtschaft bei der "Bejing Rundschau" und 25 Jahre alt. Und sie ist eine von acht "Medienbotschaftern China-Deutschland".

Das Stipendienprogramm steht für "kritisches journalistisches Lernen im Austauschland", sagt Marc Bermann von der Robert-Bosch-Stiftung. Journalisten seien die "Vermittler in der modernen Welt" und Hamburg sei für die Medienbotschafter so doppelt "das Tor zur Welt".

Gestern war die offizielle Begrüßung im Rathaus, von heute an ist Wenhui Zeng beim Hamburger Abendblatt für zwei Monate online. Im modernsten Newsroom Europas wird sie den Blog der chinesischen Medienbotschafter betreuen.

Der Blog wird "Hamburg durch die Augen der chinesischen Medienbotschafter zeigen", sagt Abendblatt-Online-Chef Oliver Schirg. In Tagebuchform beschreiben die Austauschjournalisten ihre Erfahrungen in der deutschen Alltags- und Medienwelt. Ziel des Programms sei es, Vorurteile abzubauen, sagt Insa Sjurts von der Hamburg Media School.

Dort haben alle acht Medienbotschafter im ersten Stipendienmonat ein Basistraining durchlaufen. Zwei Monate lang hospitieren sie nun in deutschen Print-, Hörfunk-, TV- oder Online-Redaktionen.

Wenhui Zeng wird in der Online-Redaktion des Abendblatts nicht nur den Blog der Medienbotschafter betreuen. Sie wird auch selbst schreiben und Meldungen auf abendblatt.de produzieren. "Ein interessantes Thema finde ich in Hamburg die chinesischen Unternehmen und wie sie mit der Wirtschaftskrise umgehen", sagt Wenhui Zeng. Sie hat in China Germanistik studiert. Die "Beijing Rundschau" ist eine deutschsprachige Online-Zeitung. "Wir informieren das deutschsprachige Ausland über die Ereignisse in China", sagt Wenhui Zeng.

Die "Beijing Rundschau" ist, wie die meisten Medien in China, staatlich kontrolliert. Laut "Reporter ohne Grenzen" liegt China in der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 167 von 173 Ländern.

Im Internet und ohne Zensur geht nun der Blog des zweiten Jahrgangs der Medienbotschafter online. Auf Deutsch, aber auch mit chinesischen Schriftzeichen, schreibt das Abendblatt die internationalen Beziehungen der Hansestadt fort. Die Beziehungen zu China, sind schon seit 1895 im Kaisersaal des Rathauses dokumentiert. Jetzt zeigt sich diese Verbindung virtuell mit einem Klick: als Blog der chinesischen Medienbotschafter.