Steffi Wittenberg, geboren 1926, hatte im Sommer 1939 an der Eppendorfer Landstraße Unterschlupf gefunden: “Ich lebte noch mit meiner Mutter in Hamburg. Meine Familie war jüdisch, deshalb hatten mein Vater und mein Bruder die Stadt bereits 1938 mit Ziel Uruguay verlassen.

Leider waren unsere Visa für ungültig erklärt worden, und wir mussten erst einmal bleiben. Meine Mutter war entsetzt, als sie von dem Überfall auf Polen hörte. Sie meinte, 'jetzt ist Krieg, jetzt kommen wir Juden nicht mehr aus Deutschland raus, alle werden umgebracht'. Ich tröstete sie. Für mich waren die Nachrichten erschreckend, aber ich war davon überzeugt, wir werden es schaffen. Ich führte Tagebuch, und darin habe ich am 1. September eingetragen: 'Heute hat der Führer die Wehrmacht zu den Waffen gerufen. Ausgerechnet an Tante Gretes Geburtstag.' Grete war auch eine Schwester meiner Mutter. Der Schrecken eines Krieges war mir klar, aber ich hätte doch noch so gern den Tag gefeiert. Wir haben abends alle zusammengesessen, aber fast nur darüber gesprochen, was wohl auf uns zukommen würde. Wir hatten Glück: Mein Vater erhielt doch eine Einreisegenehmigung für uns, und wir konnten noch 1939 ausreisen. Viele meiner Verwandten sind aber vom NS-Regime umgebracht worden. Der 1. September 1939 ist für mich ein Menetekel: Nie wieder Krieg - nie wieder Faschismus."