Der studierte Mediziner Peter Jensen, geboren 1924, wuchs in Eimsbüttel und Rotherbaum auf. Er erinnert sich genau an die Stimmung in Hamburg und hat vor Kurzem ein Buch über die Zeit herausgebracht (“Zeiten-Zeugnis, Erlebtes 1928-1958“, Konkret).

"Mein Vater ist früh gestorben, also zog meine Mutter mich und meine beiden großen Schwestern allein groß. Für uns Kinder wurden in diesem Jahr die Sommerferien verlängert, deshalb hatte ich am 1. September frei. Es war ein sonniger Tag. Am Morgen entschied meine Mutter - vielleicht aus einer Ahnung heraus, dass etwas passieren würde - "Heute kaufen wir einen Volksempfänger." Also zogen wir los zu einem Händler in der Nähe der Osterstraße. Der Verkäufer berichtete uns von einer Führerrede, die übertragen werden sollte. Wir blieben in dem kleinen Laden und hörten uns die berühmten Worte vor Ort an. Ich erinnere mich, dass ich auf der Treppe vor dem Geschäftin der Sonne saß und von dort die schneidende Stimme hörte. Die Menschen um uns herum reagierten ruhig und besonnen. Vielleicht resigniert, so nach dem Motto: Wir können ja nichts ändern. Auch später, als wir mit dem Volksempfänger unterm Arm auf dem Weg nach Hause waren, herrschte ruhige Stimmung. Allerdings war auch von Euphorie nichts zu spüren."