Wie weit kommt eine vierköpfige Familie mit 20 Euro auf dem Volksfest? Familie Knobling machte den Test.

Hamburg. Mit 20 Euro das Volksfest genießen? Geht das überhaupt? Für eine ausgeklügelte Strategie nehmen sich Katja, Martin, Hannah und Charlotte keine Zeit. Die Abendblatt-Testfamilie aus der Nähe von Frankfurt beschließt, der Reihe nach vorzugehen. Start ihres Rundgangs ist am Ballindamm, von dort wollen die fünf sich am Jungfernstieg vorbei bis zum anderen Ufer durcharbeiten.

Schon beim Blick auf die Preisschilder ahnt die zweifache Mutter, dass die Familie mit dem Budget wohl nicht weit kommen wird. "Wenn man früher mit 40 Mark auf den Rummel gegangen ist, reichte das Geld noch für einen ausgiebigen Abend", erinnert sich Katja Knobling.

Die erste Gelegenheit zum Geldausgeben ist schnell gefunden. Tochter Hannah zieht ihre Mutter kräftig am Arm Richtung Mini-Riesenrad. Während sie oben über die Aussicht staunt, ist ihrer kleinen Schwester Charlotte die Fahrt offensichtlich noch ungeheuer: Sie klammert sich an ihre Mutter. Am Ende der Fahrt ist das erste Viertel des Geldes bereits aufgebraucht, fünf Euro hat die Tour gekostet.

Eigentlich will Hannah jetzt ihrem Vater von ihrem Erlebnis erzählen, doch der versteht sie nicht. Fast jeder Stand hat seinen eigenen Lautsprecher, aus einzelnen Liedern wird ein lauter Schallbrei. "Ich verstehe nicht, weshalb das nicht besser koordiniert wird", sagt die Mutter. "Hiernach klingeln uns heute Abend die Ohren."

Auf der anderen Seite locken unterdessen süße Düfte und glitzernde Steine. Aber die Familie lässt Liebesäpfel und Schmuck links liegen. Denn Charlotte und Hannah haben schon die nächste Attraktion entdeckt, und die ist auch noch kostenlos: die vielen Enten und Schwäne haben sie in ihren Bann gezogen.

Danach wird der Gang der Familie plötzlich schneller. Auf einer Bühne schmettert ein weißbärtiger Mann Seemannslieder. Offenbar etwas zu viel des Nordens für die Hessen. Aber dann zollen die Eltern den nördlichen Gefilden doch noch Tribut und bestellen Fischbrötchen. Martin Knobling entscheidet sich für Räucherlachs, vier Euro ist ihm das wert. Fast schon Luxus im Vergleich zum Bismarckhering seiner Frau für 2,50 Euro.

Während die Eltern noch essen, verknotet Hannah auffällig die Beine: Ein Toilettenbesuch ist nicht mehr abzuwenden. Fünfzig Cent kostet der Eintritt in den Container. Immerhin: "Es war sehr sauber", lobt ihr Vater.

Zeit für einen Kassensturz: Von der gesamten Strecke ist gerade einmal ein Viertel geschafft, aber vom Budget schon die Hälfte weg. Doch am Kinderkarussell führt für die beiden Töchter kein Weg vorbei. Die Fahrt im blinkenden Feuerwehrauto geht im Kreis - und macht trotzdem Spaß: Die Kinder drücken auf die Tube - so gut es eben auf festgeschraubten Autos geht. Und sie fordern eine zweite Tour. Die Maut für beide Kinder und sechzehn Umdrehungen: fünf Euro.

Der Vater kalkuliert durch, was noch möglich ist, drei Euro ergibt sein Blick in die Geldbörse. Für den Hubschrauber, der mitten in der Alster auf einem Ponton wartet, wird das bei Weitem nicht mehr reichen. Aber noch für die Bratwurst für die Mädchen, sie kostet drei Euro. Nun ist es Zeit, den Durst zu stillen, doch die Krakauer war auf den Cent genau berechnet. Die zwanzig Euro sind aufgebraucht, nun muss wieder die Nuckelflasche herhalten.

Das Alstervergnügen geht noch bis Sonntag, geöffnet ist täglich von 10 bis 24 Uhr. Highlight heute und morgen Abend ist um 22 Uhr das Feuerwerk.