Beim 28. Schützen- und Trachtenumzug zeigten die Sportschützen wieder, was ihnen am wichtigsten ist: Die Zusammengehörigkeit.

Hamburg. Er sieht es vor allem sportlich. Sein Hobby, den Schießsport. Gold hat er 2002 bei den Deutschen Meisterschaften geholt. Mit seiner Mannschaft, dem Team von der Wandsbeker Schützengilde (150 Mitglieder). Im vergangenen Jahr gab es in München die Silbermedaille für Bernd Görges und seine drei Freunde. "Nur manchmal", sagt der 54-Jährige, während er auf dem Hamburger Rathausmarkt steht und auf die Abzeichen auf seiner waldgrünen Jacke zeigt, "habe ich das Gefühl, dass diese Leistungen gar nicht richtig wahrgenommen werden." Dass viele gar nicht wissen, wie viel Disziplin, Konzentration und Ausdauer ein guter Sportschütze brauche. "Viele denken bei Schützen nur an Ballermänner, die sich am Stammtisch literweise Bier hinter die Binde kippen", sagt der Feuerwehrbeamte aus Barmbek-Süd. Aber auch solche Kommentare nimmt er sportlich. "Ich weiß schließlich, dass es anders ist. Was mir am Vereinsleben gefällt, ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit."

Genau dieses haben Bernd Görges und Hunderte von anderen Schützen aus 55 Vereinen am Sonnabend beim 28. Schützen- und Trachtenumzug gezeigt, als sie im Takt der Marschmusik vom Rathaus zum Heiligengeistfeld zogen. Dieser jährliche Festzug sei ein "farbenfroher Beweis gelebter Tradition", sagte Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) mit Blick auf die bunten Vereinsfahnen. Brauchtumspflege gehöre zu Hamburg. "Zudem ist die Jugendarbeit der Schützenvereine vorbildlich", sagte Ahlhaus. "Jung und Alt üben den Sport gemeinsam aus, die Generationen kommen zusammen."

Wie auch in der Familie von Michael Sedlmair. Sein älterer Bruder ist bei den Vierländer Schützen, sein Vater auch, sein Opa sowieso. "Das gehört bei uns einfach zur Familientradition", sagt der 19-Jährige aus Neuengamme, der selbst als Zehnjähriger Mitglied in jenem Schützenverein wurde und einmal pro Woche trainiert. Natürlich müsse er sich manchmal Sprüche anhören. Ob es zeitgemäß sei, als junger Mann im Schützenverein zu sein. Und - statt am Badesee zu liegen - beim Trachten- und Schützenumzug mitzulaufen. "Das Image der Schützen ist nicht das beste", sagt Sedlmair. Das wissen die bundesweit 2,5 Millionen Schützen aus 23 Verbänden zu gut. "Schade ist das. Weil es für mich ein Sport ist, der einfach Spaß macht", sagt Michael Sedlmair, während er sich mit den anderen Jungschützen aus seinem Verein aufstellt. Neben ihm steht eine junge Frau. "Von den 15 Jungschützen in unserem Verein sind sieben weiblich", sagt er. Ein reine Männerhochburg seien die Schützenvereine längst nicht mehr. "Es ist an der Zeit, dass sich das Image auch im öffentlichen Bewusstsein ändert." Dass es wieder um Positives gehe. Wie den Umzug durch die Hamburger Innenstadt.