Der Erkundungsdrang eines japanischen Zugreisenden hat am Donnerstagmittag den Verkehr von S- und Fernbahn am Hamburger Hauptbahnhof für etwa 90 Minuten weitgehend lahmgelegt.

Hamburg. Auf Bahnsteig drei sitzend, entschloss sich der Tourist aus Fernost gegen 12 Uhr zu etwas Sightseeing in der Hamburger Innenstadt. Ein nachvollziehbares Vorhaben - doch bei der Umsetzung wählte der Mann eine Variante, die einen umfangreichen Bombenalarm auslöste.

Anstatt die Last seines Koffers während des Rundgangs zu ertragen oder diesen in einem Schließfach zu verstauen, kettete er sein Gepäckstück kurzerhand mit einem Schloss an eine Sitzbank zwischen Gleis sechs und sieben und machte sich dann auf den Weg. Um 12.08 Uhr meldeten Reisende der Bundespolizei den mittlerweile herrenlosen Koffer. Da mehrere Versuche, dessen Inhaber zu ermitteln, scheiterten, wurden Evakuierungsmaßnahmen im Hauptbahnhof angeordnet und ein Bombenentschärfer der Bundespolizei alarmiert: Etwa 20 Beamte sperrten die Bahnsteige eins bis vier sowie deren Zugänge auf Nord- und Südseite. Auch die anliegenden Geschäfte und Imbisse wurden evakuiert. Bei McDonald's und im Schweinske wurden bereits bestellte Speisen kalt und die dazugehörigen Getränke warm. Die Wandelhalle blieb größtenteils geöffnet.

Gegen 13.15 Uhr meldete sich dann der Kofferinhaber bei der Bundespolizei - da ahnte er noch nicht, was für einen umfangreichen Einsatz er mit seinem Koffertrick ausgelöst hatte. Die Beamten führten ihn unter den neugierigen Blicken der Wartenden zu seinem Gepäck.

Um 13.28 Uhr hob die Polizei die Sperrungen auf. Die Bilanz des unbeschwerten Ausflugs: 38 Regional- und Fernzüge konnten erst mit Verspätung weiterfahren, zwei Züge fielen aus. Wenig zu lachen hat nun der japanische Wanderfreund: Laut einer Bahnsprecherin müsse er wegen der verursachten Kosten mit Schadenersatzforderungen rechnen.