Anwohner verkehrsberuhigter Straßen beklagen mangelnde Kontrollen durch die Hamburger Polizei: “Viele rasen trotzdem.“

Hamburg. Die Polizei hat von der Innenbehörde den Auftrag erhalten, die 250 zunächst vorgeschlagenen neuen Tempo-30-Zonen zu begutachten und Empfehlungen zur Umsetzung abzugeben. Wie berichtet, plant die Behörde, die Zahl der Straßenzüge, in denen Auto- und Motorradfahrer höchstens 30 Kilometer pro Stunde fahren dürfen, deutlich zu erhöhen. Viele Anwohner bereits bestehender 30er-Zonen befürworten den Plan. Mehrere Abendblatt-Leser sagen aber auch: "Bei uns wird trotzdem gerast. An die vorgeschriebene Geschwindigkeit hält sich kein Mensch."

Zahlreiche Tempo-30-Zonen-Bewohner bemängelten gestern, dass die Polizei so gut wie nie Geschwindigkeitskontrollen in den jeweiligen Wohngebieten durchführe. Über die tatsächliche Zahl der Kontrollen in Tempo-30-Zonen konnte die Polizei am Mittwoch keine Auskunft geben. Die 24 Kommissariate bestimmen in eigener Zuständigkeit, wann sie wo derartige Kontrollen durchführen. Eine zusammenfassende Statistik wird darüber nicht geführt. Umfangreiche Schwerpunktkontrollen hatte es zuletzt immer wieder vor Schulen und Kindergärten gegeben - um die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer, der Kinder, zu erhöhen. "Wir können eben nicht überall sein", sagt ein Beamter. Deshalb stehe die Überwachung der Tempovorschriften in Wohngebieten leider oft hinten an.

Die Zahl der Verkehrsunfälle in den bereits bestehenden Tempo-30-Zonen wird in der Unfallstatistik ebenfalls nicht separat ausgewiesen. Generell beobachtet die Polizei jedoch einen deutlichen Rückgang vor allem folgenschwerer Unfälle in neu geschaffenen, verkehrsberuhigten Zonen. Die Begutachtung der vorgeschlagenen neuen Tempo-30-Zonen, so sagt Polizeisprecher Ralf Meyer, werden jetzt ortskundige Beamte vornehmen. Für sie gilt es, abzuschätzen, ob eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit das Unfall- und Staurisiko senken oder eventuell sogar erhöhen könnte. Die Beamten sollen abschätzen, ob es zu Rückstaus kommt, wenn Fahrer - zum Beispiel im Berufsverkehr - versuchen, in diese Zonen auszuweichen.