Vera Altrock fragt spontan Menschen, was sie bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Samir Heinsdorf aus Rotherbaum

"Mich beschäftigen immer mehrere Dinge gleichzeitig", sagt Samir Heinsdorf und rauft sich seine braunen, stoppeligen Haare. Kaffee trinkt der Persönlichkeitstrainer nicht, lieber Tee. "Was mich im Moment am meisten beschäftigt, ist das Thema Leichtigkeit: Ich habe es mir in meinem bisherigen Leben nie leicht gemacht, sondern immer den schwereren Weg gewählt, zum Beispiel, als ich schwerstbehinderte Menschen betreut habe. Für mich waren Leute, die es sich leicht machen, nicht integer."

Diese Einstellung hat sich nun, da Samir Heinsdorf auf die 40 zugeht, geändert: "Bei der Arbeit versuche ich, viele Dinge zu vereinfachen. Ich möchte mein Leben nicht damit verbringen, alles bürokratisch zu verwalten." Und auch, dass sein Koffer seit einer Italienreise nicht wieder aufgetaucht ist, nimmt der Trainer nun nicht mehr so schwer, obwohl wichtige Fortbildungsunterlagen und Trainigs-DVD darin waren.

Woher dieser Sinneswandel kommt? "Ich nehme zum zweiten Mal an dem Experiment eines amerikanischen Meditationslehrers teil. Bei 'A year to live' geht es darum, sein Leben so zu gestalten, als hätte man nur noch ein Jahr zu leben." Bei dem 39-Jährigen war es eine lang ersehnte Urlaubsreise mit seiner Frau an den Atlantik in Verbindung mit einem Besuch seiner Eltern. "Das war etwas, was ich unbedingt machen wollte. Damals konnte ich mir die Reise eigentlich nicht leisten, aber sie hat mir unheimlich viel Kraft gegeben", sagt er. In diesem Herbst wiederholt das Paar die Reise, dann geht es für drei Wochen in eine Höhlenwohnung auf Teneriffa. Dann will Samir Heinsdorf nur Meeresrauschen, Ruhe und seine neue Leichtigkeit des Seins genießen.