Mitte April soll der Tankwart die 25-Jährige in einer Wohnung im Schanzenviertel festgehalten haben, die er zuvor angezündet hatte.

Hamburg. Seine Frau hat die Scheidung eingereicht. Doch Rasim S. glaubt tatsächlich noch an ein Happy End. "Sie kann 1000 Anträge stellen, ich werde der Scheidung niemals zustimmen", sagt der Angeklagte im Gerichtssaal. "Weil ich sie so sehr liebe." Das klingt bizarr für jemand, der seine große Liebe so brutal misshandelt und bedroht haben soll wie er. Mitte April soll der Tankwart bei einem Streit mit der 25-Jährigen die gemeinsame Wohnung im Schanzenviertel angezündet, sie und ihre Schwester in den brennenden Räumen festgehalten haben. Tags zuvor soll er seiner Frau im Beisein der Tochter (8) gedroht haben, ihr mit einer Glasscherbe den "Kopf abzuschneiden".

Seit gestern muss sich der 31-Jährige wegen schwerer Brandstiftung und Bedrohung vor dem Landgericht verantworten. Auffällig: Auf Fragen des Gerichts antwortet Rasim S. mit Gegenfragen, gereizt, fast schnippisch. Auch mit der Erinnerung der Tat hapert es - vor allem, wenn es unangenehm wird für ihn.

Wie es der Angeklagte schildert, handelte er aus purer Verzweiflung: Er habe sich umbringen wollen an jenem Morgen, weil er das Scheitern seiner Ehe befürchtete. Aber er habe niemandem schaden wollen, beteuert er. "Ich hatte Angst, meine Familie zu verlieren."

Indes war ihre Ehe schon lange zerrüttet. Rasim S. hatte seine Frau mehrfach schwer misshandelt. Nach einem aufgeflogenen Seitensprung des Angeklagten verschärfte sich die Situation. "Morgens, mittags, abends - immer hat sie mir deshalb Vorwürfe gemacht", sagt er. Am 16. April sei er angetrunken nach Hause gekommen. Wieder Vorwürfe. Da habe er "Rot gesehen" und versucht, eine Tagesdecke im Wohnzimmer zu entzünden - um sich selbst in Brand zu setzen.

Weil die Frauen ihn dabei störten, sperrte er sie ins Schlafzimmer. "Er schrie herum, beschimpfte uns als Schlampen und Huren", sagte gestern seine Noch-Ehefrau vor Gericht. Als schwarzer Qualm aus dem Wohnzimmer drang, seien sie ins Treppenhaus geflüchtet. Dort habe Rasim S. die beiden Frauen abgefangen, an den Haaren in die brennende Wohnung zurückgezogen und sie erneut ins Schlafzimmer gesperrt. "Ich hatte Angst", sagt die 25-Jährige, "er ist ein Mensch, den man schwer einschätzen kann." Beiden Frauen gelang indes mit einem Sprung aus einem Fenster der im Hochparterre gelegenen Wohnung die Flucht.

Rasim S. Anwältin beantragte die Begutachtung durch einen Psychiater, der herausfinden soll, ob er den Brand im Affekt legte. Auch die Nebenklage unterstützte den Antrag: Möglicherweise liege eine emotionale Persönlichkeitsstörung vor, die durch jahrelangen Haschisch-Missbrauch ausgelöst wurde.