Unsere Steuergelder

"Bleibe-Bonus an jeden siebten Nordbank-Mitarbeiter", Hamburger Abendblatt, 12. August

Ein Bonus ist u. a. eine Mehrzuwendung, Zuschlag oder Extrazahlung, die man an Arbeitnehmer dann verteilt, wenn Leistungen und Bilanz stimmen. Eine Belohnung eben. Bleibe-, Treue- und Halteprämien sind auch Extrazahlungen, aber sie belohnen nicht, sondern sollen Leistungen sichern, die noch nicht erbracht worden sind. Insofern war der Bonus für Herrn Nonnenmacher wohl keiner. Aber es ist ja sowieso egal, wie Zusatzzahlungen genannt und begründet werden. Unterm Strich werden sie bei der HSH von Steuergeldern bezahlt.

Doris Wolff, Hamburg

Auf den Pott setzen

Diese unersättliche Raffgier erinnert ziemlich gruselig an die 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Wie wäre es denn, wenn die notleidenden Werftarbeiter mit ihren Schweißgeräten oder einer Tonne Stahl nach Hause geschickt würden? Und die, die bleiben, kriegen ein paar Kilo Bolzen ... Vielleicht sollten die Werftarbeiter aber stattdessen die unersätt(setz)lichen Banker aus dem Bankhaus geleiten und auf den Pott setzen.

Maren Plaschnick, Norderstedt

Schämt euch!

Eigentlich kann man es den Mitarbeitern der HSH Nordbank nicht verdenken, der Chef hat es ja vorgemacht. Nun sind sie alle kleine Nonnenmacher. Eine völlig insolvente Firma erhält Milliarden und zahlt davon ausscheidenden Mitarbeitern exorbitante Abfindungen - und das von Steuergeldern. Und nun kommen noch Bleibeprämien. Einer, der eventuell nicht daran denkt zu kündigen, muss nur andeuten, dass er sich gerade orientiere, und schon fließt eine satte Bleibeprämie. An die verantwortlichen Politiker und Banker gerichtet. Schämt euch!

Arno Meyer, Hamburg

Lässiger Umgang

Die finanziellen Folgen dieser "Nicht-Aufsicht" und/oder mangelnder Kompetenz werden Schleswig-Holstein und Hamburg höchstwahrscheinlich auf Jahrzehnte schwer belasten. Dabei ist es wichtig festzustellen, dass die Krise der HSH deutlich vor der Finanzkrise begonnen hat und somit klare Verantwortlichkeiten im Vorstand und Aufsichtsrat zu suchen sind. Der lässige Umgang beider Landesregierungen mit diesem Skandal zeigt einen dramatischen Verfall der politischen Sitten.

C. Klumpp, per E-Mail

Ein Vergleich

Der Lenker eines Busses, der seinen Wagen schuldhaft an die Wand fährt, verliert seinen Job, egal was in seinem Arbeitsvertrag steht. Der Vorstand einer Bank, der sein Geldinstitut an die Wand fährt und sich erst meldet, wenn Milliarden unwiederbringlich verzockt sind, wird als unersetzbar hingestellt und erhält noch dazu eine Prämie. Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? (Bertolt Brecht).

Nikolaus Arlt, per E-Mail

Wütend

Anfangs habe ich gelächelt, später wurde ich nachdenklich, und jetzt bin ich wütend. Wo wollen denn die 500 "guten Leute" in der jetzigen Situation hin? Zumal wohl einige 1000 Banker den Arbeitsmarkt überschwemmen? Was heißt denn "systemrelevante Mitarbeiter"? Systemrelevant sind alle Mitarbeiter, die das Institut am Leben erhalten.

Wolfgang Röhr, Hamburg

Das Kernproblem

Sie schreiben von Kant, von Anstand und von Anarchie. Aber wir leben nicht anarchisch. Leider, möchte man fast sagen. Denn die Regeln, die uns gegeben wurden, haben genau diese Zustände entstehen lassen, ja sogar begünstigt. In anarchischen Gemeinwesen funktioniert nicht nur das Recht des Stärkeren, sondern auch die soziale Kontrolle der Mehrheit. Und genau die fehlt. Wir nehmen alles stoisch hin, und einige wenige machen, was sie wollen. Das ist das Kernproblem. Da nützt auch keine Beschwörung von Kant. Von dem sind wir heute weiter entfernt denn je.

Andreas Kaluzny, per E-Mail

Selbstbedienung

Es reicht! Was uns die Politiker und Manager einer durch Steuermittel am Leben gehaltenen Bank zumuten, ist nicht mehr zu überbieten. Da werden Gesetze zur Begrenzung von Managergehältern verabschiedet und gleichzeitig wissentlich unterlaufen. Und dann werden den Mitarbeitern eines im Prinzip insolventen Unternehmens - ob sie bleiben oder gehen - noch Zigtausende Euro angeboten. Hat die Bank inzwischen so gute Geschäfte getätigt, dass sie sich das leisten kann? Was müssen wir Steuern zahlende Bürger uns noch alles gefallen lassen? Meine Empörung über diese Selbstbedienungsmentalität kennt keine Grenzen mehr.

Jutta Glösmann, Hamburg

Tatenlos zusehen

Das System HSH Nordbank ist pervers. Die verantwortlichen Politiker des Senats sehen tatenlos zu, wie unsere Steuergelder schamlos von den Bankern missbraucht werden. Was muss noch alles passieren, damit endlich mal etwas passiert?

H. Reinecke, Buchholz

Verantwortung

Das kann alles nicht mehr angehen, was da mit unseren Steuergeldern passiert. Herr Nonnenmacher bedient sich, und jetzt werden auch noch die Angestellten, natürlich nur die, die wichtig sind, gespickt. Warum lassen Hamburg und Schleswig-Holstein so etwas zu? Das ist nicht damit abgetan, dass man sagt, das stehe ihnen zu. In dieser Situation steht niemandem so eine außergewöhnliche Zahlung zu. Wenn die Bank in Insolvenz gegangen wäre, hätten sie diese Zahlungen nicht bekommen.

Karla Krahl, per E-Mail

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