Ein entspanntes Vater-Kind-Wochenende auf dem Campingplatz. Das geht nicht nur am Meer - sondern auch in Blankenese.

Hamburg. Das Bier steht bereit. Gekühlt natürlich. Die Flaschen liegen in Eiswürfeln von der Tankstelle. Ida (3) und Henry (2) haben sich in ihre Schlafsäcke gekuschelt, Schnuller im Mund. Ihre Väter genießen das Bier und die Ruhe am offenen Feuer. Ida freut sich schon auf die "Arshmellows" (das M am Anfang vergisst sie immer), die sie gleich über dem Feuer grillen darf. Zwei Väter, zwei Kinder, ein Zelt. Ein entspanntes Vater-Kind-Wochenende auf dem Campingplatz. Nicht am Meer, sondern am Falkensteiner Ufer in Blankenese, Hamburgs grünem Familienparadies.

"Wieso Ostsee?", fragt Florian Grebe und blickt auf die Elbe. "Dort gibt es doch keine Ebbe, keine Flut und keine großen Schiffe." Die Luft an diesem Abend ist so klar, der Blick über den Fluss so schön. So, wie ihn die Hamburger lieben: die Köhlbrandbrücke und die Landungsbrücken sind in der Ferne deutlich zu sehen, ein Containerschiff fährt vorbei. Manchmal muss es eben der Fluss sein. Nicht das Meer.

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Vor einer Stunde saß Florian Grebe, Software-Vertriebsleiter aus St. Pauli, noch in seinem Büro in der Neustadt. Nur rund 15 Kilometer vom Falkensteiner Ufer entfernt. Und doch ist das hier eine ganz andere Welt. Viel Grün, viel Sand, viel Ruhe. Jetzt hat der 39-Jährige seinen Anzug gegen das schwarze Funktionshemd getauscht. Etikette, Förmlichkeiten passen nicht zu einem Camper. "Ich bin Kay", stellt sich sein Kumpel vor. Kay Wiehler (42), Ingenieur aus Rotherbaum, und Florian bauen gemeinsam das Sechs-Personen-Zelt auf. Florians Tochter Ida und Kays Sohn Henry kennen das schon, sie reichen ihren Vätern die Heringe.

Zum dritten Mal sind die vier zum Zelten gefahren. "Beim ersten Mal hat es in Strömen geregnet", sagt Florian. Abgeschreckt habe sie das nicht. Die richtige Ausrüstung sei alles. Extrabreite Isomatten ("sonst kullern die Kinder herunter"), ein regendichtes Zelt, Taschenlampen, Taschenmesser und ein Spirituskocher für Nudeln und Hühnerfrikassee gehören dazu. Die Schlafsäcke sind eigens für Kinder. "Meine Frau passt aber auch rein. Die gehen bis 1,50 Meter Körpergröße", sagt Kay. Gelächter. Die Ehefrauen sind schließlich zu Hause, bei ihren sieben und neun Monate alten Babys. "Eine Dauercamperin war meine Perle nie", sagt Kay. Florians Jette auch nicht. Es ist nicht so, dass die Frauen nicht dabei sein dürfen, "aber ohne sie gibt es weniger Geheul", sagt einer der beiden. Der andere stimmt zu. Mit "Geheul" meinen sie natürlich die Kinder.

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Apropos Kinder. "Henry, hast du in die Büx gemacht? Lass mal gucken. Alter, der ist voll der Laden! Flo, ich mache mal eine Windel." Während der eine die Windel wechselt, erzählt der andere, warum es ausgerechnet der Campingplatz am Falkensteiner Ufer sein muss: "Hier ist es entspannter als an Nord- oder Ostsee", sagt Florian. Im Campingplatz-Bistro spielen sie lateinamerikanische Musik, es gibt Fair-Trade-Kaffee und Fischstäbchen mit Pommes.

Man fühle sich mittlerweile willkommen. "Lange waren die Dauercamper so etwas wie eine geschlossene Gesellschaft. Familien haben sich hier kaum aufgehalten", sagt Garip Yavuz (34). Er hat den Campingplatz vor drei Jahren mit seinem Geschäftspartner Jasper Willms übernommen, ihn "Elbecamp" genannt. Jetzt ist vieles anders: "80 Camper sind zurzeit auf dem Platz, ein Ort für jedermann", sagt Yavuz. Gerade Kinder würden in Großstädten mit Reizen überflutet. "Wir bieten ihnen eine Alternative zur Stadt, Erholung vor der Tür." Dann fügt Yavuz hinzu: "Geht es den Kindern gut, geht es auch den Eltern gut." Im Fall der campenden Väter stimmt das.