Immer mehr grausige Details im Fall der beiden misshandelten Frauen: Nun droht Sayed M. ein weiteres Verfahren - wegen Vergewaltigung.

Hamburg. Im Fall der zwei misshandelten Frauen kommen immer mehr grausige Details ans Licht. Nun droht dem Angeklagten Sayed M. ein weiteres Verfahren - wegen Vergewaltigung. Die Anklage legt Sayed M. zur Last, er habe zwischen Oktober 2008 und Februar 2009 die damals 17-jährige Noushin Z. und die 18-jährige Sabrina X. brutal und nahezu täglich geschlagen. Mit den beiden jungen Frauen lebte der Iraner mehrere Monate in seiner Wohnung am Alten Teichweg in Dulsberg. Bereits am Freitag hatte Noushin Z. gegen ihren mutmaßlichen Peiniger ausgesagt. Gestern, am dritten Verhandlungstag, belastete auch Sabrina X. den 22-Jährigen schwer.

En détail berichtete Sabrina X., die wie Noushin Z. von Rechtsanwalt Rolf Huschbeck vertreten wird, von ihren Qualen. Wie er ihr, als sie in der zehnten Woche schwanger war, mit den Füßen in den Bauch trat, um eine Fehlgeburt zu provozieren. Wie er mit einer Fleischgabel auf ihren Kopf und die Arme einstach, wie er sie einmal an den Füßen fesselte und ihr einen Schal in den Mund steckte. Daran wäre sie fast erstickt, hätte sie den Angeklagten nicht heftig gekniffen. Darauf seine höhnische Replik: "Ach, jetzt schlägst du mich auch einmal."

Regelmäßig habe es Prügel gesetzt, sagte Sabrina X. "Irgendeinen Grund gab es immer." Sei es, weil sie zu spät von der Arbeit nach Hause kam oder zu lange im Bad blieb. Sayed M. führte sich auf wie ein Tyrann: Ob sie duschen oder auf Toilette wollte - sie benötigte sein Plazet. Mal habe er mit einem Gürtel auf sie eingedroschen, mal mit einem Metallstab. Auch mit Noushin Z. habe sie sich mehrfach prügeln müssen - zu seinem Vergnügen. "Nur weinen durfte ich nie." Fast beiläufig erzählte Sabrina X., wie sie sich einmal weigerte, an einem "flotten Dreier" teilzunehmen und er gegen ihren Willen mit ihr geschlafen habe. Gericht und Staatsanwaltschaft wurden prompt hellhörig: Jetzt droht Sayed M. ein weiteres Verfahren wegen Vergewaltigung.

Trotz der Prügel und der massiven Verletzungen, darunter eine Vielzahl von Hämatomen und Narben, sei sie bei ihm geblieben, sagte Sabrina X. Sie hatte kein Geld, keine Bleibe, und von ihrem Elternhaus in Gifhorn hatte sie sich abgewandt. "In meinen Augen war sie ihm hörig", sagte der als Zeuge geladene Polizeibeamte Eberhard H. aus.

Sayed M. stritt gestern erneut alles ab. Seine Vermutung: Sabrina X. habe sich einen Teil der Verletzungen selbst zugefügt, weil er ihre Liebe verschmäht habe. "Sie ist ein Mädchen, die macht und kriegt, was sie will."

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.