M: Mann in de Tünn

Als ich vor langer Zeit von Berlin nach Hamburg zog, hörte ich so erstaunliche Wörter wie Tonbank, Leuwagen oder Feudel . Den Berlinern ist die plattdeutsche Sprache nicht geläufig. Die Bedeutung der merkwürdigen Ausdrücke begriff ich bald. Aber hinzu kamen unerklärliche Ausrufe wie "Mann in de Tünn", wohl ein Ausdruck der Anerkennung und Bewunderung. Tünn mag ja wohl hochdeutsch Tonne bedeuten, aber wie kommt ein Mann gerade in die Tonne? Die Kinder meiner Schulklassen redeten von einem "appeldwatschen Kerl". Damit war wohl ein ungeschickter Mann gemeint. Ist meine Deutung richtig?

Rolf Müller

Anm.: Tja, Hamburg hat Berlin einiges voraus, nicht nur beim Niveau der heimischen Sprache.

Wie veröffentlicht, ist die Tonbank der Ladentisch, der Leuwagen der Schrubber mit Stiel und der Feudel das Bodenwischtuch, während mit einem appeldwatschen Kerl tatsächlich ein ungeschickter Mensch gemeint sein kann, häufiger jedoch ein merkwürdiger, verrückter oder wunderlicher Zeitgenosse ( dwars = quer, verschroben).

Der Ausruf Mann in de Tünn ! (Mann in der Tonne) bekommt dann einen Sinn oder vielmehr Hintersinn, wenn man weiß, dass ursprünglich der Pastor in seiner tonnenähnlichen Kanzel gemeint war, dessen Predigt offenbar weniger geistliche Erbauung vermittelte denn Erstaunen und Verwunderung hervorrief.

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