Manfred K. lernt einfach nicht dazu. Zum dritten Mal wurde der 50 Jahre alte Reptiliennarr von einer seiner Klapperschlangen in seiner Wohnung gebissen. Zum dritten Mal bangen Ärzte um sein Leben. Ob das Gegenserum wirkt, wird sich erst später zeigen. Noch liegt der Mann im künstlichen Koma.

Am Sonnabendmittag rief Manfred K. bei der Feuerwehr an. Er sei beim Füttern von einer Zwergklapperschlange gebissen worden. Er ist bei den Rettern kein Unbekannter. Sie wissen, dass er in seiner kleinen Zwei-zimmerwohnung an der Lisztstraße in Ottensen Vipern, Ottern, Mambas, Klapper- und Würgeschlangen hält. Sofort rasten Feuerwehrleute nach Ottensen. Vorsichtig brachen sie die Wohnungstür auf, um nicht ebenfalls in Kontakt mit den Giftschlangen zu kommen. Manfred K. war zu dieser Zeit bereits in Ohnmacht gefallen. Das Gift des gefährlichen Reptils hatte schon zu wirken begonnen.

Die Ärzte trugen den verletzten Mann in das Treppenhaus und verschlossen die Tür. Dort begannen sie, den 50-Jährigen zu reanimieren. Gleichzeitig hatte die Leitstelle der Feuerwehr auch das Tropeninstitut informiert und das Gegengift geordert. Im Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) wurde ihm das Serum gespritzt.

Bereits 2004 wurde Manfred K. von einer Klapperschlange gebissen, als er sie aus dem Terrarium holte. Er fiel sofort in Ohnmacht und wachte erst zwei Stunden später wieder auf. Erst dann gelang es ihm, die Feuerwehr zu rufen. Er überlebte nur knapp. Damals wurde das ganze Ausmaß seiner Reptilien-Obsession sichtbar. In seinem Wohnzimmer hatte er zehn Terrarien, in der Küche drei weitere. Insgesamt hielt er dort 21 Schlangen.

Acht Jahre zuvor wurde ihm seine bizarre Neigung zu Giftschlangen zum ersten Mal zum Verhängnis. Er wurde ebenfalls beim Füttern seiner Klapperschlangen von einem der Reptilien in den Daumen gebissen. Mit letzter Kraft schleppte er sich zu einem Nachbarn, erklärte ihm stammelnd von dem Unfall und brach anschließend regungslos zusammen.

Ob der 50-Jährige auch dieses Mal überlebt, ist noch nicht gewiss. Es heißt allerdings, dass er trotz der kleinen Wohnung seine giftigen Reptilien artgerecht gehalten habe. Sollte er sie nicht mehr versorgen können, kämen sie ins Tierheim Süderstraße.