Rotterdam erhöht Konkurrenzdruck. Senator: HHLA soll Preise überprüfen. Elbvertiefung verzögert sich.

Hamburg. Der Hamburger Hafen verliert in diesem Jahr nach Informationen des Abendblatts voraussichtlich bis zu einer Million Containereinheiten (TEU) an Zubringerverkehren in die Ostsee. Grund dafür ist die Wirtschaftskrise, aber auch der verschärfte Wettbewerb mit Europas größtem Hafen Rotterdam. Im vergangenen Jahr betrug der gesamte Containerumschlag in Hamburg 9,7 Millionen TEU, in diesem Jahr wird er nach Branchenschätzungen auf sieben bis acht Millionen TEU sinken.

Internationale Reedereien lasten angesichts der Rezession vorzugsweise ihre eigenen Terminals aus. Diese gibt es in Rotterdam oder Antwerpen, nicht aber in Hamburg. Auch die hohen Kosten in Hamburg spielen dabei offenbar eine Rolle: "Hamburg ist der teuerste Hafen in der Region", sagte ein Schifffahrts-Manager dem Abendblatt. Für viele Reedereien ist es günstiger, von Rotterdam durchs Skagerrak in die Ostsee zu fahren statt von Hamburg aus durch den Nord-Ostsee-Kanal.

Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) forderte die Terminalbetreiber HHLA und Eurogate gestern auf, ihre Preise zu überprüfen: "Man muss fragen, wie bestimmte Hafenunternehmen mit den Preisen umgehen", sagte er bei einer Veranstaltung zum geplanten neuen "Central Terminal Steinwerder".

Gedaschko ließ offen, ob er in dieser Sache Druck auf Hamburgs führendes Hafenunternehmen HHLA ausübt, das zu 70 Prozent der Stadt gehört: "Selbst wenn ich eingreifen könnte, würde ich es nicht öffentlich tun. Das ist wie bei der Tarifautonomie."

Für das geplante Terminal wollen der Senat und die Port Authority nun ein "Markterkundungsverfahren" starten. Unternehmen aus verschiedenen Branchen sollen dazu Konzepte für die Gestaltung und Nutzung des Terminals einreichen. Mit dem Baubeginn rechnet Gedaschko allerdings nicht vor dem Ende des kommenden Jahrzehnts.

Auch im Genehmigungsverfahren zur Elbvertiefung erwartet der Senator weitere deutliche Verzögerungen. Er geht davon aus, dass das Planfeststellungsverfahren erst im Sommer 2010 abgeschlossen sein wird. Außerdem sei mit weiteren juristischen Schritten der Elbvertiefungsgegner zu rechnen. Das zuständige Bundesverkehrsministerium spricht offiziell noch von Ende 2009. Dies hält Gedaschko "für extrem ambitioniert". "Ich glaube schlicht und ergreifend nicht daran." Gedaschko forderte von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) Planungsverlässlichkeit.