1969 begann der Bau der Siedlung, die schnell zum Problemquartier wurde. Heute sind viele der Bewohner stolz auf ihren Stadtteil.

Hamburg. Seit 37 Jahren wohnt Ingrid Frost (65) in Steilshoop. Hierher zog sie als junge Frau, hier gründete sie eine Familie, zog ihre Kinder groß. Und hier will sie alt werden. "Ich fühle mich in diesem Stadtteil einfach geborgen", sagt sie. "Um uns herum leben viele Menschen, die im Laufe der Jahre zu Freunden geworden sind." Eine geradezu eingeschworene Gemeinschaft, die Ingrid Frost nicht missen möchte. "Zu Hause eben."

Bei einem Besuch in Steilshoop begegnen einem häufig Menschen wie Ingrid Frost. Menschen, die eine ähnlich enge Verbindung zu dem Viertel haben. So feiern die knapp 20 000 Bewohner auch noch bis in den September das 40. Jubiläum des Stadtteils mit einer großen Zahl von Veranstaltungen.

Es ist das Jubiläum eines Stadtteils, der am Reißbrett entworfen wurde. Steilshoop ist eine der letzten großen Wohnanlagen, die in Westdeutschland entstanden sind. Ein Projekt, auf das die Hamburger Stadtplaner stolz waren. Schließlich sollte hier bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Familienfreundliche Häuserkomplexe mit Grünflächen. Die Anlage entstand in Form von Straßenringen, an die sich wiederum Hausringe angliederten. Der idyllische Bramfelder See grenzt an die Häuser und ist ein wichtiges Naherholungsgebiet. Doch lange galt Steilshoop als Problemviertel. Lange fiel der Stadtteil eher durch seine Jugendgangs als durch vorbildliches Zusammenleben auf. Heute, so sagen Bewohner und Offizielle, ist aus Steilshoop ein lebenswertes Viertel geworden.

Menschen wie Quartiersentwicklerin Martina Stahl aus dem Stadtteilbüro wissen viel Positives über die Entwicklung von Steilshoop zu berichten. "Die Bewohner fühlen sich wohl. Keiner empfindet die Gegend als unheimlich oder gruselig", sagt sie und nimmt damit Bezug auf die immer wieder aufkommende Diskussion über die Kriminalität. Das würden auch die Zahlen zur Vermietung der Häuser zeigen. "Hier herrscht quasi Vollvermietung." Besonders für Familien mit Kindern seien die geräumigen Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen attraktiv. "Und das zu einem für Hamburger Verhältnisse akzeptablen Preis", sagt ihre Kollegin Rixa Gohde-Ahrens.

"Der Ruf der Siedlung war schon immer schlechter als die tatsächliche Situation", sagt auch Fritjof Büttner, Beauftragter für das Projekt "Housing Improvement District" (HID) von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. "Dabei ist Steilshoop ein grünes, familienfreundliches Quartier mit viel Potenzial." Das HID wurde von verschiedenen Grundeigentümern initiiert und befindet sich in der Planung. Ziel ist es unter anderem, die Mittelachse zwischen den Wohnringen umzugestalten und die öffentlichen Flächen besser zu pflegen.

Auch die Jugendlichen des Stadtteils sind anders geworden. Herumziehende Gangs gehören der Vergangenheit an. "Es wird zu viel über diese Vergangenheit geredet, sagt Simone Bock (51), Leiterin des Hauses der Jugend. "Dabei wissen die Jugendlichen gar nicht, wie das schlechte Image zustande gekommen ist. Denn heute ist das definitiv anders." Über das Positive werde einfach zu wenig gesprochen. "Hier wohnen mehr als 32 Nationalitäten auf engstem Raum friedlich zusammen, wo gibt es so etwas schon", sagt Bock. Sie arbeitet seit mehr als 20 Jahren für das Haus der Jugend, in das täglich rund 250 Jungen und Mädchen kommen. "Bei uns funktioniert die Integration bereits."