1 601 260 Euro: Auf diesen Betrag kamen die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Wiesbaden, als sie gestern Nachmittag die Scheine zählten, die tütenumwickelt in den Geldtaschen des Thomas Wolf gelegen hatten.

Die Behälter waren von Ermittlern in einem Waldstück bei Egestorf gefunden worden (wir berichteten). Das Geld stammte aus der Erpressung einer Bankiersgattin. Serientäter Wolf hatte die Beamten höchstpersönlich zu dem Erdloch geführt, in dem er es vor mehreren Monaten vergraben hatte. Eine der umfangreichsten Fahndungen der deutschen Kriminalgeschichte nimmt somit auch finanziell ein gutes Ende.

Nach der Auszählung des Lösegeldes steht zudem fest: Der Berufskriminelle Wolf lebte - gemessen am verfügbaren Bargeld - eher sparsam. 164 000 der insgesamt erpressten 1,8 Millionen Euro waren bereits in einem Hotelzimmer in St. Georg entdeckt worden. Die verbleibenden 34 740 Euro gab "Ausbrecherkönig" Wolf offenbar zwischen der Entführung im März 2009 und der Festnahme Ende Mai auf seiner spektakulären Flucht aus. Der 56-Jährige hatte Polizeibeamten das Versteck verraten - wohl um das Gericht, das seinen Fall bearbeitet, schon vor dem Prozess milde zu stimmen.

Eine erste Suche war noch an den unpräzisen Angaben Wolfs gescheitert. Der zweite Versuch, diesmal unter Anwesenheit des Serienbankräubers und Erpressers, der in Hand- und Fußfesseln in den Wald geführt wurde, erbrachte zunächst ebenfalls kein Ergebnis. Grund: Ein "Doppelbaum", den Wolf sich eingeprägt hatte, stand inzwischen nicht mehr. Erst eine systematische Absuche des Areals führte zum Erfolg: In 30 Zentimetern Tiefe, mitten im Dickicht, stießen buddelnde Beamte auf einen Alu-Koffer und zwei Sporttaschen, die dann eiligst in die Kriminaltechnik nach Wiesbaden gebracht wurden, um mögliche Spuren zu sichern. Diese Arbeit war am Montagmorgen abgeschlossen. Es folgte das große Geldzählen.

Laut Hartmut Ferse, Sprecher der Staatsanwalt in Wiesbaden, wird derzeit noch an der Anklage gegen den früheren Serienbankräuber Wolf gearbeitet. Das Geld wird in Großteilen der Versicherung der im März erpressten Wiesbadener Volksbank zufallen. Thomas Wolf sitzt derweil wieder in der südhessischen Haftanstalt Weiterstadt.