42 Superhirne treffen sich in Hamburg zu den Nintendo Memo Masters, um die zwölften Deutschen Gedächtnismeisterschaften auszutragen.

Hamburg. Die Universität ist voller kluger Köpfe, am heutigen Freitag kommen ein paar ganz besonders kluge dazu: 42 Superhirne treffen sich in Hamburg zu den Nintendo Memo Masters, um die zwölften Deutschen Gedächtnismeisterschaften auszutragen. Die Gedächtnissportler werden ihre Hirnkräfte heute und morgen in zehn Disziplinen messen. Sie heißen "Zahlensprint", "Spielkartenmarathon" oder "Wörterlauf".



Die Fahne der Hansestadt halten zwei Pädagogen hoch: Grundschullehrerin Michaela Schulz und der pensionierte Oberstudienrat Dr. Ulrich Voigt. Michaela Schulz stieß eher zufällig zu den Teilnehmern "Normalerweise biete ich Gedächtnistrainings für Kinder an", sagt sie. Im letzten Schuljahr gab sie einen Kursus an ihrer Grundschule in Fünfhausen (Kirchwerder) - und stieß auf die Ausschreibung zu den Memo Masters. Fünf Schüler meldeten sich zu den 1. Hamburger Schüler-Gedächtnismeisterschaften an, ihre Lehrerin zu den Meisterschaften für die "Großen". An den Sieg mag die 38-Jährige nicht glauben - sie hatte nur zehn Tage Zeit, sich vorzubereiten. "Ich freue mich, wenn ich meine Leistung verbessern kann." Schon 2007 nahm sie an einer Fortbildung zur Mentaltrainerin teil - und hörte auch vom Gedächtnistraining. "Das ist einfach eine wahnsinnig tolle Lernmethode, weil man die Erfolge so schnell sieht." In Seminaren und zu Hause bildete sie sich weiter. Heute nennt sie sich "Projektleiterin für eine Gedächtnis-AG" und gibt in ihrer Freizeit Detektivkurse, in denen Kinder rätselhafte Vorfälle mithilfe des Gedächtnistrainings klären ( www.gehirntraining-mit-spass.de ).


Auf den Erfolg hofft auch Ulrich Voigt. Der Pensionär nimmt nicht an der Meisterschaft teil, sondern tritt im Rahmenprogramm auf - mit der "Pi-Permutation". Dabei werden die ersten 100 Nachkommastellen der Kreiszahl Pi abgefragt - allerdings nicht der Reihe nach, sondern zufällig. Voigt hält den Weltrekord in dieser Disziplin. 48,43 Sekunden hat er 2006 für 100 Ziffern gebraucht. 2009 will er es schneller schaffen. Wie, verrät er jedoch nicht - seine selbst entwickelte Methode bleibt geheim. Voigt beschäftigt sich schon seit fast 15 Jahren mit Mnemotechnik. Dies ist die jahrhundertealte Kunst, sich etwas mithilfe von Eselsbrücken - etwa Bildern oder Geschichten - zu merken. Der Mathematiker und Historiker Voigt entdeckte die Mnemotechnik für sich, als er Mitte der 90er-Jahre versuchte, Chinesisch zu lernen. "Viele merken sich die Schriftzeichen, indem sie das einzelne Zeichen mit einem einfachen Bild verknüpfen", erklärt er. "So kann man sich aber nur eine begrenzte Anzahl von Zeichen merken." Voigt entwickelte eine neue Methode. Er verknüpfte mehrere Zeichen zu einer Gruppe und erfand eine Geschichte für jede Gruppe. Auf diese Weise lernte er die Sprache viel schneller. Und er hatte Blut geleckt. Innerhalb weniger Jahren gründete er den Verlag Likanas ( www.likanas.de ) und schrieb zwei Bücher zur Mnemotechnik. Nebenbei entwickelte der passionierte Mathematiker neue Methoden: etwa um sich die ersten 10 000 Nachkommastellen von Pi der Reihe nach zu merken.


Heute Abend um 18.30 Uhr (Uni-Hauptgebäude Hörsaal B) wird er seine Technik an einem Computer demonstrieren. Per Zufallsprinzip leuchtet eine leere Nachkommastelle auf, die Voigt blitzschnell mit der richtigen Zahl füllt. Wenn alles gut geht, bis zum neuen Weltrekord.