Es klingt wie ein ausgemachter Kitsch-Streifen: Ein Katzenbaby, allein im Elbtunnel, verängstigt, angefahren...

Hamburg. Gefangen zwischen den Autoschlangen des morgendlichen Berufsverkehrs. Doch es naht der Retter: ein aufmerksamer Autofahrer. Jetzt geht es um jede Minute ...

Dieses ist die ungewöhnliche, jedoch wahre Geschichte von Luzie, dem Katzenkind. Heute zwölf Wochen alt und so unternehmungslustig und aktiv wie alle jungen Katzen in ihrem Alter. Ihr Leben hängt an jenem Morgen, dem 30. Juni, an einem seidenen Faden, als um 6.50 Uhr der Anruf bei der Polizei eingeht: "Katze in Röhre 1 des Elbtunnels!" Sönke de Vries (41) von der Verkehrsstaffel Innenstadt West macht sich mit einem Kollegen und einem zweiten Einsatzwagen des Polizeikommissariats 25 sofort auf den Weg. Bereits vier Minuten später sind die Fahrzeuge vor Ort und sperren die Röhre Richtung Norden für sechs Minuten ab. Und da sitzt sie: Fast in der Mitte des Tunnels, hinter einem Kabeltunnel, hat sich die kleine Katze verkrochen. Sie blutet am Maul und schüttelt ihr rechtes Hinterbein, das in einem unnatürlichen Winkel vom Körper absteht. "Als mein Mann sie hochgehoben und an sich gedrückt hat, ist sie ihm gleich unter die Warnweste gekrabbelt", sagt Steffi de Vries (35).

Und dort bleibt die verletzte Katze während der Fahrt zum PK 25 auch. Mitarbeiter des Tierheims holen das Tierkind ab. "Wir haben ständig angerufen, um zu fragen, wie es ihr geht", sagt Steffi de Vries und lacht. "Die Mitarbeiter in der Telefonzentrale kannten unseren Namen nach einer Weile schon und haben uns dann gleich ins Katzenhaus durchgestellt." Alle seien äußerst nett gewesen. Die Familie aus der Nähe von Buchholz erfährt am zweiten Tag, dass sich das Findelkind bei seinem abenteuerlichen Ausflug vermutlich die Hüfte gebrochen hat.

Wie die Katze in den Elbtunnel geraten ist? Sönke de Vries glaubt nicht, dass sie jemand dort ausgesetzt hat: "Das wäre zu auffällig gewesen. Wahrscheinlich kam sie vom Othmarschenpark die Böschung runter." Für ihn stand von Anfang an fest: Meldet sich niemand im Tierheim, kommt die Katze zu ihnen. Und hier lebt sie jetzt, zusammen mit Katzenbaby Emil behütet von Sohn Lennart. Fehlt nur noch eins: "Wir würden uns so gerne bei dem Autofahrer bedanken, der bei der Polizei angerufen hat", sagt Steffi de Vries. Er oder sie möge bitte ein E-Mail schicken an die Adresse lokales@abendblatt.de