Vera Altrock fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, was ihnen durch den Kopf geht, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Grafikerin Marlies Wickel aus Eimsbüttel

Für einen Kaffee bleibt Marlies Wickel meist wenig Zeit. Die dreifache Mutter arbeitet als selbstständige Grafikerin von zu Hause aus, und da gibt es ständig etwas zu tun. Bei aller Hektik hat sich die 45-Jährige jedoch eine besondere Gabe bewahrt: "Ein Freund sagte einmal: 'Schau genau hin.' Das tue ich!" Auf diese Weise entdeckt Marlies Wickel immer wieder kleine Momente des Glücks.

Zum Beispiel, wenn an einem stressigen Morgen alles reibungslos klappt, so wie am vergangenen Donnerstag: "Mein Wecker klingelte um 5 Uhr, um 7.30 Uhr sollte mein 15-jähriger Sohn am Bahnhof sein, um mit den Pfadfindern nach Österreich zu fahren. Ich bin froh, dass er verreisen kann, denn einen gemeinsamen Urlaub können wir uns in diesem Jahr nicht leisten. Eine Stunde später sollte ich meinen zweijährigen Sohn in den Kindergarten bringen."

Normalerweise bedeute eine solche Situation Stress, doch an diesem Morgen habe sie sich einfach in den Tag fallen lassen. Ihre Söhne wachten von allein zur gleichen Zeit auf, der ältere packte seine Tasche, die Mutter machte Frühstück. Und als die drei die Wohnungstür aufmachten, lag da eine wunderschöne Sonnenblume - ohne Namen, ohne Gruß. "Wer mag das wohl gewesen sein?", fragt sich Marlies Wickel. " Ich war so gerührt", sagt die Grafikerin.

An diesem schwülen, aber auch so erstaunlich sanften Morgen fuhr die Familie mit der U-Bahn zum Treffpunkt: "Kjell brachte durch sein entzückendes Wesen wieder einmal sämtliche Mitfahrer zum Lächeln. Was für eine Gabe diese kleinen Menschen doch haben!" Im Kindergarten angekommen, sprang Kjell seiner Erzieherin in die Arme. "Was für ein Glück trägt uns heute, denke ich, dankbar für diesen schönen Morgen."

Korrektur

Leider ist uns in der Wochenend-Ausgabe ein bedauerlicher Fehler passiert: In der Kolumne "Auf einen Kaffee" mit Imke Schwarz zeigten wir das Foto von Marlies Wickel. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.