Als am 21. Juli 1969 Neil Armstrong und Edwin Aldrin den Mond betraten, war ich 17 Jahre alt. Drei Monate später starb meine Mutter, und ich fragte mich: Wo ist Gott? Und gibt es Gott überhaupt?

Für Juri Gagarin, den ersten Mann im Weltraum, stand bereits acht Jahre zuvor fest: Wenn Gott im All nicht anzutreffen ist, dann gibt es ihn auch nicht. Thema durch.

Für mich aber begann in dieser Zeit die Suche nach einem Verantwortlichen für den Tod, für das Leben und für all das, was über meinen Verstand hinausgeht.

Gott, so habe ich nach langem Studium, nach Bibellektüre und ungezählten Gesprächen entdeckt, ist mitten unter uns. Gott bewahrt zwar nicht vor dem Leid der Welt, aber Gott hilft, aufs Leben zu vertrauen. Trotz allem, was dagegen zu sprechen scheint. Ich kann Gott erfahren.

So habe ich auch das Kreuz verstehen gelernt, und zwar nicht als Scheitern Jesu, sondern als Summe all jener Erfahrungen, bei denen Leiden und Tod nicht das letzte Wort haben.

Denn die Bibel bringt in Worte und Geschichten, was von Generation zu Generation geglaubt und erlebt wird: Es gibt eine Lebenskraft, die über unsere irdische Grenze, den Tod, hinaus Gültigkeit hat. Es gibt ein Darüberhinaus und ein Mehr-als-ich-denken-kann.

Und: Gott ist auch da, wo Gerechtigkeit und Friede verwirklicht werden; wo aus leidvollen Erfahrungen von Menschen neue Perspektiven entwickelt werden für eine Welt in Gerechtigkeit und Frieden.

Wo die Flüchtlinge und Obdachlosen, die Drogenkranken und Kriminellen zu einem Teil unserer Gesellschaft werden. Gott ist da, wo wir füreinander Verantwortung übernehmen, besonders für die, die keine Fürsprecher in unserer Leistungsgesellschaft haben.

Ja, und Gott ist bei den Kindern. Dort kann ich ihn erleben: In ihrer Lust auf Versöhnung nach einem Streit, in ihrem Lachen, in ihrer Lebenslust und ihrer großen Freude an den Nebensächlichkeiten unseres Daseins. Und Gott ist bei den Behinderten und ihrem oft so fröhlichen Vertrauen ins Leben. Gott ist die Kraft zum Leben.

Das alles lässt sich in der Bibel nachlesen. Von Gott im Weltraum steht da nichts. Aber vermutlich ist Gott nicht so sehr weit weg, wenn Astronauten das Wunder der unendlich schönen Schöpfung und die Unfassbarkeit des Universums bestaunen.

Pastor Dr. Friedrich Brandi-Hinnrichs, Altona ( pastor.brandi@gemeinde-altona-ost.de ).