“Lust auf Spanisch?“, stand auf den kleinen Zetteln zu lesen, die Néstor Morales an Ampelmasten in Eppendorf geklebt hatte. Dadurch wollte der gebürtige Argentinier Teilnehmer für seinen Spanischkurs im Kulturhaus Eppendorf finden.

Doch statt Freunden der spanischen Sprache meldete sich wenig später die Zentralstelle Wildplakatierung mit Sitz im Bezirksamt Nord bei dem Sprachlehrer. Ein aufmerksamer Bürger hatte ihn angezeigt. Denn Néstor Morales hatte etwas Unerlaubtes getan - und das wurde bestraft: Für seine "wilden" Zettel musste Morales mehr als 275 Euro an die Stadt Hamburg zahlen.

Aber der Reihe nach: In dem Schreiben der Zentralstelle an Morales stand sinngemäß, er habe unzulässig an Masten geworben, die auf Staatsgrund der Freien und Hansestadt Hamburg stehen. Außerdem wurde Morales mitgeteilt, dass es sich bei den Handzetteln auf öffentlicher Wegefläche um eine Sondernutzung nach dem Hamburgischen Wegegesetz (HWG) handele, die nicht genehmigungsfähig sei.

Aber das war noch nicht alles: Es könnte sich bei "dieser Werbeaktion" um eine Ordnungswidrigkeit nach Paragraf 72 des HWG handeln, die mit einer Geldbuße von bis zu 50 000 Euro geahndet werden kann, war dem Schreiben weiter zu entnehmen: "Ich war über das Vorgehen der Behörde schockiert. Als ich meine Zettel angebracht habe, wusste ich gar nicht, dass ich etwas Verbotenes tue." Das erzählte er auch der Sachbearbeiterin bei der Zentralstelle Wildplakatierung - ohne Erfolg: Zunächst erhielt Morales für die "mindestens 15" unerlaubt aufgehängten Handzettel einen Gebührenbescheid von 172 Euro.

Die wollte er nicht bezahlen und legte Widerspruch ein. Dieser Widerspruch wurde "kostenpflichtig zurückgewiesen". Nun wurden weitere 103,50 Euro fällig. Insgesamt bezahlte Morales schließlich 275,50 Euro.

In vielen Stadtteilen hängen an Masten und Bäumen Tausende Zettel. Auf diesen wird beispielsweise Nachhilfe angeboten oder nach Wohnungen gesucht. Die meisten dieser "Wildplakatierer" werden nicht bestraft. Das ist in der Regel nur dann der Fall, wenn ein Bürger das Vergehen bei der Zentralstelle anzeigt.

Gegen wie viele "Illegale" die Behörde in diesem Jahr schon mit Bußgeldern vorgegangen ist, konnte das Bezirksamt übrigens bis gestern Nachmittag nicht sagen - trotz erster Anfrage am Mittwoch.