Vera Altrock fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Andreas Carstens aus Lokstedt

Dort, wo andere Hamburger ihre Freizeit verbringen, hat Andreas Carstens am meisten zu tun: in den Kleingärten, früher auch mal Lauben genannt. Der selbstständige Handwerker repariert Schäden an den Dächern, saniert die Gebäude und bietet Gartenarbeit an. "Bei 33 000 Kleingärten kommt da ganz schön was zusammen", sagt der 49-Jährige, der seinen Kaffee am liebsten schwarz trinkt - "der Schönheit wegen", wie er lachend erzählt. Von seinem Vater hatte er ursprünglich einen Lauben-Rundum-Service, kurz LRS, übernommen. Damals wurden Lauben noch selbst gezimmert, heute bietet er seinen Hausmeisterservice auch anderen Firmen an.

Und auch privat ist der gelernte Fleischer und Tischler ein Laubenpieper. Ihm gehört eine schöne Parzelle in den Kleingärten am Stubbenkamp. Seit 16 Jahren ist Andreas Carstens zudem Vorsitzender des Kleingartenvereins und Bezirksgruppenvorsitzender von Eimsbüttel. "Somit bin ich zuständig für 46 Kleingärten. Da gibt es schon ab und zu ein paar Streitigkeiten zwischen Nachbarn. Ich finde es schade, dass die Leute nicht einfach miteinander reden, sondern immer gleich mit ihren Sorgen über den Vorstand gehen", sagt der Handwerker. Vieles könne doch viel leichter - quasi über den Gartenzaun hinweg - gelöst werden. Ansonsten hätten sie relativ wenig Probleme.

Erfreulich findet Andreas Carstens, dass Kleingärten immer mehr von jüngeren Leuten genutzt werden. "Lauben liegen voll im Trend. Wir sind gerade dabei, das Durchschnittsalter der Laubennutzer, das im Moment zwischen 55 und 65 Jahren liegt, zu verjüngen", sagt er. "Wir bieten zum Beispiel jungen Familien ein zinsloses Darlehen an, damit sie sich eine Laube leisten können." Etwa 300 Euro koste eine Parzelle im Jahr. Während in Eimsbüttel die Grundstücke schon knapper würden, gebe es in Hamm, Langenhorn und Barsbüttel noch viele freie Kleingärten.

Als wäre das nicht schon Engagement genug, ist der Mann auch noch Vorstand im Landesbund der Gartenfreunde. Bei seinen vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten dürfe er aber nicht das Geldverdienen vergessen, sagt Carstens. "Zum Glück hat die Wirtschaftskrise die Kleinhandwerker noch nicht erreicht und wird sie wohl auch nicht", sagt er optimistisch. Der Kaffee ist ausgetrunken, die Werkstatt ruft.