Denk nicht, die Erholung beginnt mit dem ersten Urlaubstag. Deine Seele ist langsam. Sie läuft noch im Trab, während du schon irgendwo sitzt und versuchst zu genießen. Wundere dich nicht. Das ist normal und vergeht.

Verschone am Anfang deine Liebsten mit Plänen.

Jeder von euch hat einen anderen Rhythmus. Den gemeinsamen müsst ihr erst finden. Das dauert etwa eine Woche.

Wenn du Zeit hast, melden sich zunächst Sachen, denen du vorher keinen Raum gegeben hast. Wut, Herzpochen, Schlaf.

Lass es geschehen, so beginnt die Seligkeit.

Jeder Tag hat ein Ende. Wenn ihr zusammensitzt oder wenn du allein sitzt, dann lass die Szenen des Tages vor deinem Auge spazieren gehen. In diesen Wochen hast du Zeit dafür. Verabschiede dich von dem, was blöd war und danke für das, was gelungen ist - und sei es nur ein Drei-Sekunden-Vanille-Geschmack. So übst du dich zu freuen an dem, was ist.

Wenn du Zeit hast, die Erdkrümmung zu sehen, etwa am Meer, dann kannst du unter uns die riesige Kugel spüren, die uns alle zusammenhält. Das ist ein Wunder. Es gibt noch eine Menge andere Kugeln im Weltall, die nichts anderes zusammenhalten als Staub und dämliche Steine. Du und Milliarden andere stehen lebend auf diesem Planeten.

Wenn du eine Stelle entdeckt hast, an der du einfach so sitzen magst und in die Luft gucken, geh wieder hin. In die Luft gucken ist oft die Vorbereitung für große Taten. Während du da sitzt und dein Eis schleckst, sterben viele Leute und andere werden geboren. Im selben Moment. Und du atmest derweil. Auch das ist ein Wunder.

Wenn du in eine Kirche gehst, dann lass die Wahrheit in dir wirken, die Anthony de Mello erzählt: Ein alter Mann konnte stundenlang still in der Kirche sitzen. Eines Tages fragte ihn ein Priester, worüber Gott mit ihm spräche. "Gott spricht nicht, er hört nur zu", war die Antwort. "Was redest du dann mit ihm?" "Ich spreche auch nicht. Ich höre nur zu."

Sprich Kindergebete, unverbindlich, zur Probe, um zu merken, wie sie sich im Mund aufführen - zum Beispiel: Manchmal geht mir durch den Sinn, dass ich lebe, dass ich bin.

Lieber Gott, das kommt von dir, heute sag ich Dank dafür. Oder: Wo ich gehe, wo ich stehe, bist du, lieber Gott, bei mir.

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