Unverständnis

"2,9 Millionen Euro extra für den Nordbank-Chef", Hamburger Abendblatt, 11./12. Juli

Angesichts so einer Schlagzeile kann man nur mit Unverständnis reagieren. In der heutigen Zeit scheint es nur einiger Institutionen zu bedürfen, die ein Licht am Ende des Tunnels der Finanz- und Wirtschaftskrise sehen. Wie ist es sonst zu erklären, dass wieder Geld für Bonuszahlungen an Vorstände und Entscheidungsträger von Banken, die in den vergangenen Jahren erhebliche Verluste eingefahren haben, zur Verfügung steht? Sicherlich mag Herr Nonnenmacher, der Vita nach zu urteilen, eine "Lichtgestalt des deutschen Bankwesens" sein. Ob dies, in Zeiten von Hilfen in Milliardenhöhe für Banken und Unternehmen, eine derartige Maßnahme rechtfertigt, erscheint doch mehr als zweifelhaft. Ein gewisses Maßhalten wäre hier mehr als angebracht. Andere Vorstände haben dies bereits vorgemacht.

Jürgen Minners, Hamburg

Geschmacklos

Wieder einmal zeigen unsere Volksvertreter, dass sie nicht sorgfältig mit den Steuergeldern umgehen. Wenn Herr Nonnenmacher nicht bereit ist, für 500 000 Euro im Jahr zu arbeiten, sollten sie ihn gehen lassen. Schließlich hatte er schon seit dem 1. Oktober 2007 Gelegenheit zu zeigen, dass er Schaden von der Bank abwenden kann. Es ist eine Geschmacklosigkeit von Herrn Nonnenmacher, in der augenblicklichen Situation der Bank überhaupt Forderungen zu stellen. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn er die Bank wieder konsolidiert hat, dass er dann für erfolgreiche Tätigkeit auch ein besseres Gehalt und angemessene Sonderzahlungen erhält. Aber solange die Bank nur durch Zuwendungen des Staates weiterexistiert, sollten Aufsichtsräte darauf achten, dass keine unangemessenen Forderungen gestellt werden.

Günter Hannemann, Bilsen

Es passt!

Es ist schon faszinierend. Keine zwei Jahre hat der Mann den Posten und hat sich in dieser Zeit - neben dem Gehalt - einen täglichen Bonus von mehr als 3000 Euro "verdient" und dazu Pensionsansprüche in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Obwohl das Unternehmen Milliardenverluste macht. Der Skandal ist nicht, dass er das ausnutzt. Der Skandal ist, dass es diese Möglichkeiten gibt, dass sich wenige auf Kosten der Gemeinschaft schamlos bereichern. Es zeigt aber auch den Zustand der Gesellschaft: Dass wir nicht aufschreien, bedeutet doch nur, dass es normal ist, dass es uns nicht stört. So lange wir alle uns das gefallen lassen, so lange geht die Selbstbedienung weiter. Insofern: Es passt!

Stephan Poost, Quickborn

Ausgehebelt

Ich habe es in meinem Berufsleben erlebt und viele Tausende andere auch, dass nach einer Insolvenz alle Angestelltenverträge nichtig sind: Man kann sich nur noch beim Insolvenzverwalter hinten anstellen. Und hier? Mit Steuergeldern wird geltendes Recht ausgehebelt. Arme, unfähige Politiker. Es wäre besser gewesen, man hätte das Geld den Leuten gegeben, die mit der und durch die HSH ihren Altersnotgroschen verloren haben.

Arno Meyer, Hamburg

Vorzug

Gerade haben wir die Nachricht vernommen, dass die Ministerpräsidenten der Länder kostenloses Obst für Kinder als zu teuer abgelehnt haben. Nun hören wir, dass es offensichtlich nicht zu teuer ist, Herrn Nonnenmacher ein fürstliches Gehalt zu zahlen. Man wollte ihn nicht verlieren, da er ein außerordentlich guter Mann sei. Das ist sehr interessant, und so zieht man Nonnenmacher gesunden Kindern vor.

Dietrich Dallmeier, per E-Mail

Schlag ins Gesicht

Früher dachte ich immer, dass Manager ihr Geld für erfolgreiche Leistungen bekommen. Inzwischen ist es umgekehrt: Auch Herr Nonnenmacher bekommt schon jetzt eine Millionenzahlung, obwohl noch nicht absehbar ist, ob ihm die Sanierung der HSH Nordbank gelingt. Eine solche Zahlung vorab von meinen Steuergeldern schlägt dem Fass den Boden aus. Für mich ist das ein Schlag ins Gesicht, wenn ich daran denke, wie ich mich jeden Tag für wenig Geld krummlege.

Thomas Ludwig, Hamburg

Geld der Steuerzahler

Weiß der Senat eigentlich, dass er hier mit Geldern der Steuerzahler umgeht? Weiß er eigentlich, dass Herr Nonnenmacher das Risikomanagement der Bank, für das er seit seinem Einzug in den Vorstand zuständig war, nie in den Griff bekam? Dennoch hält der Senat an ihm fest - und zahlt.

Holger Giza, Hamburg

Verlorenes Vertrauen

Jeden Tag hört man neue Horrormeldungen, wie der Staat sich immer mehr verschuldet, um angeschlagenen Unternehmen zu helfen. Diese wiederum gehen teilweise mit den Staatshilfen um, als seien es Sonderzahlungen. Wie man Nonnenmacher eine derart hohe Summe zugesteht, weckt bei vielen Bürgern Unverständnis. Wann protestiert die Bevölkerung gegen dieses Kasinodenken? Wenn wir nur noch Volks- und Raiffeisenbanken hätten, könnten wir auf diese Zockerbanken verzichten. Die Volkswirtschaft würde an Bedeutung gewinnen und das Selbstvertrauen der Bürger gestärkt.

Horst Rindfleisch, per E-Mail

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