Vor der Tür ein roter Teppich, im Schaufenster ein wallender Vorhang. Drinnen leuchtend dunkles Mahagoni-Mobiliar, gläserne Kronleuchter und goldgerahmte Spiegel.

Dazwischen Orchideen und Bonsais, auch eine Vase voll bunter Blumen. Ganz schön schnieke, diese 40 Quadratmeter hier am Großneumarkt Nummer 52. Sie beherbergen einen Friseursalon, und zwar den mit 105 Jahren ältesten Hamburgs. Am Sonnabend hat er nach einem knappen Monat Pause mit einer kleinen Feier wiedereröffnet - als "Haupt-Sache - Hairdressing at Perfection" und unter der Leitung von Johannes Jöhnk, dem nunmehr sechsten Inhaber.

"Ein eigener Laden war schon immer mein Traum", sagt Jöhnk. Der 25 jahre alte Friseurmeister ist überglücklich, dass er den Traditionssalon übernehmen konnte, dessen Einrichtung größtenteils original aus der Jahrhundertwende-Zeit stammt. (Kommentar einer Kundin: "Das hat hier was von Museum: diese Ruhe, die Entspannung ...") Auch Claudia Voss, die vormalige Besitzerin, die ob ihrer Schwangerschaft mit der Arbeit aufhört, freut sich mit ihrem Nachfolger: "Ich suchte ewig nach jemandem, dem ich mein 'Baby' anvertrauen wollte - dann fand ich Johannes!" Dass der seinen Beruf liebt, merkt man schnell, schon allein daran, dass sein Blick im Gespräch immer wieder über das Haar des Gegenübers streift. Gelernt hat Jöhnk, der aus Cuxhaven stammt, unter anderem in Paris. Da entwickelte er sein Credo: "Mit exklusiven Pflegeprodukten arbeiten, Kunden nicht im Akkord abfertigen - ein guter Schnitt mit Waschen, Föhnen, Stylen und auch einer Kopfmassage braucht eben eine Stunde."

Sechs Tage die Woche wird Johannes Jöhnk nun Kamm und Schere in die Hand nehmen. Angst vor der großen Konkurrenz hat er keine: "Es gibt zwar viele Friseure in Hamburg - aber nicht viele gute!"