Wie ein Sturzregen ergoss sich Wasser aus der Decke des Börsensaals auf den drei Etagen tiefer liegenden Steinboden. Eineinhalb Stunden lang sprudelte das Wasser. Ein Schaden in der Sprinkleranlage unter dem Dach des Hauses auf der Rathaus-Rückseite hat einen Schaden im hohen sechsstelligen Eurobereich verursacht.

Auch Bücher aus der Commerzbibliothek, der ältesten Wirtschaftsbibliothek der Welt, nahmen Schaden. Am Donnerstagabend war Andreas Westermeier, der Verwaltungschef der Handelskammer, von einem besorgten Mitarbeiter aus einer Sitzung gerufen worden. Als er in den Effektensaal trat, in dem bis 2002 die Hanseatische Wertpapierbörse residierte, sah er, dass das Wasser bereits drei Zentimeter hoch stand. Aus der Decke prasselte es herab "wie bei einem Platzregen", sagt Westermeier. In der Halle steht seit dem Jahr 2007 das futuristische "Haus im Haus" der Handelskammer. Auch der Glas- und Stahlbau wurde beschädigt. Unter anderem müssen Teppiche und edle Stofftapeten ersetzt werden.

Sorgen machten Westermeier zunächst die an der Decke aufgehängten Modelle der Konvoischiffe: Sie waren voll Wasser gelaufen, mussten abgehängt werden, weil die Feuerwehr befürchtete, die Last könnte für die Decke zu groß werden.

Offenbar war das Wasser aus einem geplatzten Verbindungsstück unter dem Dach ausgetreten. Es durchfeuchtete die Wärmedämmung, sickerte dann durch die Rigipsdecke und prasselte zu Boden. Westermeier: "Die Mitarbeiter der Handelskammer und teilweise auch Leute, die sie abholen wollten, haben alle mit angepackt und so noch größere Schäden verhindert." Barfuß trugen sie Bücher und Dokumente in den trockenen Bereich in Sicherheit. Auch in der Bibliothek hatte sich das Wasser rasend schnell ausgebreitet. Westermeier: "Die edelsten Bücher sind in Tresoren. Sie waren nie gefährdet."

Mindestens bis zum Montag bleibt die Bibliothek geschlossen. Schon Freitagmorgen sah sich ein Gutachter den Schaden im Handelskammergebäude an. Die Effektenhalle bleibt gesperrt. Ein überdachter Gang soll eingerichtet werden, um Bibliothek, Gründerzentrum und den Börsenklub wieder erreichbar zu machen. Westermeier schätzt, dass die Sanierung mindestens sechs Wochen in Anspruch nimmt: "Die Decke muss definitiv komplett entfernt und erneuert werden." Nach Abendblatt-Informationen war am Donnerstag noch ein Mitarbeiter der Firma, die die 2007 eingebaute Anlage betreut, auf dem Dachboden. Ob der Mitarbeiter den Schaden verursacht hat, ist offen.