Bereits im Jahr 2014 sollen Züge zwischen Bramfeld und Winterhude rollen. Die Fahrt dauert dann etwa 20 Minuten.

Liebhaber würden es als späte Rache bezeichnen: Mehr als 30 Jahre, nachdem Hamburg die Straßenbahn abschaffte, um Platz für Autos zu schaffen, stehen Details für den ersten Streckenabschnitt der neuen Stadtbahn fest. 2014 sollen die ersten Züge auf einer 7,6 Kilometer langen Strecke zwischen Bramfeld und Winterhude rollen. Diesmal auf Kosten des Platzes für Autos, die Bahn soll eine prominente, vom Straßenverkehr möglichst unabhängige Spur erhalten. Die Dimension des Projektes deutete Hochbahn-Chef Günter Elste an: "Wir wollen weg vom Öl", sagte er bei der Vorstellung der Pläne gestern. "In den kommenden Jahrzehnten sollen alle dieselmotorisierten Busse durch elektronisch betriebene Fahrzeuge ersetzt werden." Die Stadtbahn, das ist dem euphorisierten Nahverkehrs-Chef anzumerken, wird eine Rolle dabei spielen.

Mit Nachdruck verfolgt auch Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) den geplanten Baubeginn im Jahr 2012, obwohl sie nicht einmal den groben finanziellen Rahmen für das im schwarz-grünen Koalitionsvertrag vereinbarte Projekt bekannt gibt. "Wir werden Zahlen erst auf Basis einer seriösen Kalkulation nennen", sagte Hajduk. Die in der "Welt" genannte Summe von 200 Millionen Euro für den ersten Abschnitt kommentierte sie nicht. Zwar hat die Senatorin wohl aus Kostenexplosionen bei öffentlichen Projekten gelernt. Ihre Haltung zeigt aber auch: Bei diesem Projekt ist politischer Wille entscheidender als Finanzen.

In ferner Zukunft soll die Straßenbahn den Bahnhof Altona und den Bramfelder Dorfplatz verbinden. Der nun konkret geplante Bauabschnitt führt vom Bramfelder Dorfplatz bis zur U-Bahn-Haltestelle Kellinghusenstraße, die Fahrt über zwölf Haltestellen werde etwa 20 Minuten dauern. Die Entscheidung für einen Streckenverlauf über den Winterhuder Marktplatz und den Eppendorfer Weg sei gefallen, weil auf dieser Strecke mit dem höchsten Passagierangebot gerechnet werde. Direkte Anbindungen an die Linien der U-Bahn 1 und 3 seien möglich, zudem fielen auf dieser Strecke weniger aufwendige Umbauarbeiten, etwa an Brücken und Kreuzung, an. In Steilshoop und Bramfeld sollen eng besiedelte Viertel erschlossen werden, die bisher nicht vom U-Bahn-Netz erfasst sind.

"In den kommenden Wochen werden wir die Streckenführungen in den Bezirken besprechen", sagte Senatorin Anja Hajduk. Hier wird es wohl Klärungsbedarf mit Anwohnern geben, da massive Umbauarbeiten anstehen. Im eher weitläufig bebauten Steilshoop - hier hatten Stadtplaner einst mit der doppelten Zahl von Wohnungen gerechnet - sei eine begrünte, freilaufende Streckenführung möglich. In dichter besiedelten Stadtteilen, etwa am Winterhuder Marktplatz, werden Bushaltestellen und Pkw-Parkplätze weichen müssen.

Wie die Hamburger Stadtbahn aussehen soll, will die Behörde für Stadtplanung öffentlich debattieren lassen. Grundsätzlich steht das Modell aber fest: Eine besonders breite (2,65 Meter) Stadtbahn mit tiefem Einstieg und "hohem Fahrkomfort", wie die Senatorin sagt. Vergleichbare Modelle fahren beispielsweise in Den Haag (Niederlande).

Kritik kam von Joachim Bischoff, dem Verkehrsexperten der Linksfraktion: "Die Stadtbahn-Lösung ist nur so umweltfreundlich wie der Strom, mit dem sie gespeist wird. Angesichts der fossilen Energiepolitik Vattenfalls und der Passivität des Senats sollte man da keine hohen Erwartungen haben."