Nach dem Verlust der fünf Sterne jetzt der Rauswurf bei den “Leading Hotels of the World“: Ende des Jahres scheidet das traditionsreiche Hotel Atlantic an der Außenalster aus der internationalen Marketinggemeinschaft, einem Zusammenschluss von insgesamt 450 Luxushotels in 80 Ländern, aus.

Der Grund: mangelnde Qualitätsstandards. "Das Haus hat bei der Überprüfung nicht mehr die nötige Punktzahl erreicht", sagt Claudia Roth, Vizepräsidentin der "Leading Hotels" in Frankfurt. Was genau die Hoteltester bemängelt haben, sagte sie jedoch nicht.

Atlantic-Direktor Sebastian Heinemann wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern. Bei der Kempinski-Gruppe, die das Traditionshaus managt, will man jetzt "detaillierte Informationen einholen" und ergründen, welche Mängel zur Kündigung der Mitgliedschaft geführt haben könnte: "Da die Sanierung läuft, dürfte es sich nur um einen temporären Ausschluss handeln", heißt es. Die Kempinski-Gruppe ist gleich doppelt betroffen: Auch ihr Berliner Hotel "Bristol" gehört nicht länger zu den "Leading Hotels".

Hintergrund: Im Sommer 2008 hatte das Atlantic die fünf Sterne des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) verloren, da die Einrichtung teils nicht mehr den Anforderungen entsprochen habe. Im September wurde daraufhin eine 22 Millionen Euro teure Modernisierung angekündigt, die Mitte dieses Jahres - pünktlich zum 100-jährigen Bestehen des Traditionshauses - abgeschlossen sein sollte. Doch die Renovierung verzögert sich voraussichtlich bis Mitte 2010 - wegen Geldmangels, heißt es im Branchenblatt "Top Hotel".

Für Stephan Gerhard von Treugast, einem Beratungsunternehmen für Hotellerie und Touristik, ist der Atlantic-Rauswurf bei den "Leading Hotels" eine "längst überfällige Entscheidung". Das Haus, das jahrzehntelang als Top-Adresse der deutschen Hotellerie galt, sei teils in einem "erbärmlichen Zustand": "Der Service ist sicherlich nach wie vor sehr gut, aber der kann die Missstände irgendwann auch nicht mehr rausreißen", sagt Gerhard. In der Branche gehe man davon aus, dass sich "Leading Hotels" die Entscheidung nicht leicht gemacht habe - schließlich verzichtet die Marketinggemeinschaft mit dem Zwangsausschluss auch auf Gebühren von mindestens 85 000 US-Dollar, die ein Mitgliedshaus jährlich zahlen muss. "Etwas überraschend ist jedoch, dass auf die laufenden Renovierungsarbeiten keine Rücksicht genommen wurde", sagt Stephan Gerhard. Dies sei äußerst ungewöhnlich. "Es gibt für den Entschluss also womöglich einen weiteren Grund, den wir bisher noch nicht kennen."

Spekulativ, aber möglich: "Es ist nicht auszuschließen, dass der Hinweis für den Rauswurf aus der Branche kommt, ein anderes Hotel diesen Prozess vorangetrieben hat", sagt Stephan Gerhard. Die wirtschaftlich schwierigen Zeiten gingen auch an der Hotelbranche nicht spurlos vorüber. "Da wird die Konkurrenz ganz genau beäugt." Der Imageschaden für das Atlantic sei jedenfalls enorm. "Irgendwas bleibt immer hängen", so der Experte.