Abendblatt-Chefreporter Jens Meyer-Odewald fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Norbert Linse, Fensterputzer aus Lurup

Erstaunlich, dass der Mann in seinem Fiat Cinquecento überhaupt noch Platz findet. Der Großeinkauf bei Real am Rugenbarg ist nicht für den Eigenbedarf, sondern für den Kleingartenverein Kiesgrube e. V. 214 gedacht. "An diesem Sonnabend steigt unser großes Sommerfest", sagt Norbert Linse - und nimmt die Kaffee-Einladung gerne an. Rund 130 Gäste werden sich, so berichtet der Fensterputzer im "Halbruhestand", an Spießbraten vom Grill, Fassbier, Musik und Tanz erfreuen. Vorm und im Klubhaus inmitten der Kleingartenkolonie mit 96 Parzellen abseits des Bahrenfelder Forsthauses. Ganz passend, dass sich Herr Linse auf Kaffee schwarz beschränkt: Als 1. Vorsitzender muss er auch morgen Abend trocken bleiben. Im Prinzip. "Prost!", sagt er trotzdem und hebt die Tasse. Auf den Verein Kiesgrube 214. Dieser kann den Zuspruch gut gebrauchen. Denn in knapp zehn Jahren soll die Kolonie komplett umgesiedelt werden - und auf dem geplanten Elbtunneldeckel neue Wurzeln schlagen. "Das jedoch wissen wir nur aus der Zeitung", wettert der Klubchef. Da das künftige Gelände wohl weniger Grund umfasst, seien viele Kleingärtner in Sorge. Und in Wut. Im Stadtteil sind 9000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt worden. "Allerdings offensichtlich für die Katz'", befürchtet Linse. Seine Meinung: "Es grünt so grün - bis Anja Hajduks Kettensägen glüh'n!" Herr Linse trinkt den Kaffee aus, steigt ins voll beladene Auto und steuert Richtung Kiesgrube e. V.