Blühende Landschaften, sinkende Steuern oder eine grüne Zukunft - die Liste der Versprechungen von Parteien vor Wahlen ist lang.

Ihre Erinnerung daran später eher kurz. Doch was das eigentlich ist, eine blühende Landschaft, oder was sich hinter manchem Slogan wirklich verbirgt - das bleibt bisher eher im Nebulösen, wenig Konkreten bundesdeutscher Wahlkampfkultur versteckt: Im Hamburger Miniatur-Wunderland in der Speicherstadt haben die Parteien nun die Gelegenheit, vor der Bundestagwahl am 27. September ihre Visionen eines Ideal-Landes ganz konkret vorzustellen.

Zwar nur im Format 1:87 - dafür aber völlig ohne nervigen Koalitionspartner. Keine Minimal-Vision also, sondern eine Miniatur-Vision eben. Die Macher der Modellbau-Eisenbahn (eine Million Besucher im Jahr) haben dazu jetzt allen fünf Bundestagsfraktionen angeboten, jeweils einen Quadratmeter in der Ausstellung frei zu planen. Bis zu 20 professionelle Modellbauer würden dann die Ideen bis Anfang September plastisch umsetzen, heißt es im Miniatur-Wunderland.

Wie das aussehen wird, sei noch völlig offen: Eine Stadt voller Windgeneratoren und Solardächer bei den Grünen vielleicht. Eine riesiges Steuerberatungszentrum im liberalen Sektor, möglicherweise. Lauter kleine Häuschen, völlig gleich groß, hoch und einfarbig, bei den Linken. Spannend auch die Frage, worin sich das SPD-Land und das CDU-Land unterscheiden werden.

Alles ist möglich, nur konkret soll es sein und aus modellbauüblichen Baustoffen. Von den Bundestagsfraktionen FDP, CDU und SPD habe es bereits positive Signale zum Mitmachen gegeben, so Wunderlandsprecher Sebastian Drechsler. Bis zum 1. Juli haben die Parteien nun noch Zeit, ihr eigenes Ideal-Land zu entwickeln. Völlig ohne Zwänge, ohne leere Staatskassen, ohne Krise und nur mit "modellbauähnlichen Baustoffen".

Wenigstens das müsste doch zu schaffen sein.