Abendblatt-Chefreporter Jens Meyer-Odewald fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Wolfgang Berendsen aus Iserbrook

Dann muss das Rumschrauben an meinen Youngtimern eben ein Viertelstündchen warten", scherzt Wolfgang Berendsen und nimmt Platz. Bestens gestimmt. Verblüffend, denn der Mann ist auf Arbeitssuche. Nach 16 Jahren als Manager bei Airbus, ganz bewusster Trennung dort mit anschließendem "Reinfall" bei einer kleineren Firma suche er nun einen Job mit Herausforderung.

"Aber ganz sutje!", fährt er fröhlich fort. "Ich begreife meine aktuelle Situation als günstige Gelegenheit zu einem Neustart." Dazu zähle es, sich auf die eigenen Werte und Stärken zu besinnen und mit klarem Kopf zu sondieren. Seine Meinung: "In jeder Wirtschaftslage gibt's Wege, Möglichkeiten und Perspektiven." Eine sei der Schritt in die Selbstständigkeit. In der Handelskammer hat er sich vorgestern Informationen dazu geholt.

Herr Berendsen nippt am Kaffee. "Ich genieße meine Situation und den damit verbundenen Freiheitsgrad, Herr meiner Entscheidungen zu sein." Natürlich dürfe man nicht dasitzen und auf das große Los warten, sondern müsse selbst initiativ werden. Nebenwirkung dieser Suche in Muße: "Meine Familie registriert: Es gibt mich noch!" Ehefrau Tina und Sohn Tim freuen sich über das ungewohnte Erlebnis, wenn der Vater am Frühstückstisch sitzt und den Siebenjährigen in die Schule bringt.

In aller Ruhe trinkt Wolfgang Berendsen seinen Kaffee aus und verabschiedet sich. Zu Hause warten nicht nur Frau und Kind, sondern auch seine Youngtimer - ein Käfer und ein 28 Jahre alter Porsche.