Sehr geehrte Damen und Herren,

woran, bitte, erkennt man gefälschte Zigaretten? Wenn fermentierter Tabak in Papier gestopft oder gerollt wird, ist das immer eine Zigarette. Was ist denn bei den gefälschten Zigaretten, die die Zollfahndung beschlagnahmt hat, anders?

Mit freundlichen Grüßen

Christiane Mielck-Retzdorff

Sehr geehrte Frau Mielck-Retzdorff,

ob Sie Raucherin sind, weiß ich nicht. Eine aufmerksame Beobachterin der Sprache - und des Abendblatts - sind Sie auf jeden Fall. Dafür zunächst einmal vielen Dank!

Natürlich haben Sie recht: Wer Tabak in ein Papierröllchen stopft, der befindet sich danach im Besitz dessen, was man landläufig "Zigarette" nennt. Insofern handelte es sich bei den 20 Millionen Marlboros, die der Zoll im Hafen beschlagnahmte, schlicht, ergreifend und ohne Zweifel um Zigaretten.

Dass der Zoll sie dennoch aus dem Verkehr zog, liegt an der Aufschrift der Verpackungen, die die Zigaretten umgaben. Denn auf den Schachteln stand, dass es sich um die Marke "Marlboro" handele. Und das wiederum war vollkommen falsch. Tatsächlich handelt es sich bei der Ware in den Packungen um irgendwelche Zigaretten. Und diese Zigaretten sind mit ziemlicher Sicherheit noch gesundheitsschädlicher als echte Markenprodukte.

Nun aber zurück zur Sprache: Ganz korrekt hätte es heißen müssen: "markengefälschte Zigaretten". Da das aber seltsam klingt, wäre vermutlich ein "20 Millionen gefälschte Marlboros im Hafen entdeckt" gut gewesen. Alles jedenfalls besser als "gefälschte Zigaretten", denn nachgemachte Markenschuhe und Taschen bleiben schließlich auch Schuhe und Taschen.

Ihr Brief soll für uns Ansporn sein, zukünftig noch intensiver auf ebensolche Details zu achten. Denn auch sie entscheiden über die Qualität einer richtig guten Zeitung.

Herzlichst,

Ihr

Claus Strunz