Vor lauter Kunden kommt Arno Schmidt (68) an diesem verkaufsoffenen Sonntag kaum zur Ruhe. Der Geschäftsführer des Bekleidungshauses Möhring am Neuen Wall hätte einen solchen Andrang nicht erwartet: "Einige Kunden hatten uns angekündigt, dass sie ohne Auto nicht in die Stadt fahren würden.

Aber bis jetzt sind trotzdem viel mehr Kunden gekommen als sonst, wir sind zufrieden." Den Andrang führt Schmidt auf das vielfältige Programm zurück, das zum autofreien Sonntag in die Stadt lockt. So wie Möhring geht es den meisten Geschäften der Innenstadt: Auf der Mönckebergstraße drängen sich die Menschen, als ob es der Sonnabend vor Weihnachten wäre. Ulf Kalkmann vom Hamburger Einzelhandelsverband ist davon genauso überrascht wie die Einzelhändler: "Es herrschte im Vorfeld große Skepsis, ob die Zusammenlegung von autofreiem und verkaufsoffenem Sonntag klappen würde. Doch es wird sogar mehr verkauft als an bisherigen verkaufsoffenen Sonntagen. Wir sind erleichtert, dass das gut geklappt hat."

Vor allem im Textilhandel florierte das Geschäft. Doch nicht alle sind vollends zufrieden: Barat Osman (30) leidet unter der Kombination der beiden Events. In seinem Tabakladen im Levantehaus sind zwar reichlich Kunden, doch sie kaufen nicht: "Die meisten Leute sind hier, um einen Ausflug mit ihren Kindern zu machen, aber nicht um zu kaufen", so seine Erfahrung. Osman hat an anderen Sonntagen bessere Geschäfte gemacht. Er hält einen autofreien Tag für richtig, hätte sein Geschäft aber lieber an einem anderen Sonntag geöffnet. Helmut (71) und Maria Opatz (69) aus Wolfsburg sind gerade wegen dieser Zusammenlegung der Termine nach Hamburg gefahren. "Unter der Woche kommen wir nicht nach Hamburg. Es ist toll, dass wir jetzt hier einkaufen können." Die Pensionäre freuen sich auch über den spärlichen Autoverkehr. Nach ihrer Einkaufstour wollen sie mit ihrer siebenjährigen Enkelin Annika zu Planten un Blomen gehen. Auch Monika Wurm (51) freut sich über den verkaufsoffenen Tag, und das ist bei Weitem nicht selbstverständlich: Als Verkäuferin beim Modegeschäft Prignitz in der Poststraße musste sie ihren freien Sonntag opfern. Trotzdem ist sie zufrieden: "Als Angestellte kriege ich die ausgefallene Freizeit ja ersetzt. An so einem Sonntag kann man Kunden gewinnen, die sonst nie kommen. Das kann es gerne mal wieder geben."