Die Eichenbalken, mit denen sie einst errichtet wurde, müssen von weit her auf der Elbe geflößt worden sein.

Eichen wuchsen nicht auf der Marsch, doch die tragenden Balken der 1665 in Handorf (Landkreis Lüneburg) gebauten Viehfutterscheune sind aus massivem Eichenholz - und zeigen damit das Vermögen des Bauern, der sie errichten ließ. Fast 350 Jahre später sieht die Scheune wieder wie neu aus: Im Freilichtmuseum am Kiekeberg ist das besondere Gebäude jetzt komplett zu sehen.

Bei der Aktion "Bauen wie 1808" von NDR 90,3, die das Abendblatt im vergangenen Oktober begleitete, hatten acht Teilnehmer wie vor 200 Jahren auf dem Museumsgelände gewohnt und gearbeitet. Ihre Aufgabe: Die in 600 Einzelteile zerlegte Scheune vor dem Meyn'schen Hof neu zu errichten.

Eine Woche hievten sie die schweren Balken in die Höhe, setzten den Dachstuhl zusammen - und das ausschließlich mit den Werkzeugen, die den Menschen 1808 zur Verfügung gestanden hatten. Die Wiedererrichtung von "gebrauchten" Gebäuden war früher üblich. Die Handorfer Scheune jedoch war für ihre Zeit ein ungewöhnliches Exemplar: Mit einer Grundfläche von acht mal zwölf Meter war sie dreimal so groß wie andere bekannte Heuscheunen aus der Zeit. Für das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist sie ein Glücksfall: Sie ist als einzige dieser Art im nördlichen Niedersachsen so gut erhalten und zeigt keinerlei Umbauten. Der vorherige Besitzer hatte sie dem Museum geschenkt; Mitarbeiter hatten sie am alten Standort vorsichtig abgebaut.

Die Einweihung der Handorfer Scheune wurde gestern Abend mit den Teilnehmern der Aktion gefeiert. Ab sofort steht sie allen Besuchern des Freilichtmuseums zur Besichtigung offen.