Eine Bäckerei darf ihren Ofen nicht mehr benutzen - eine Mieterin hatte sich über den Geruch beschwert.

Der Ofen bleibt aus. Auf frische Brötchen müssen die Kunden der Stadtbäckerei Drave an der Bundesstraße (Eimsbüttel) künftig verzichten. So hat es der Vermieter, die Wohnungsgenossenschaft von 1904, verfügt. Eine ältere Dame, die über dem Geschäft wohnt, hatte sich über Geruchsbelästigung beschwert.

Aber der Reihe nach: Die Stadtbäckerei Drave betreibt seit mehr als acht Jahren eine Filiale an der Bundesstraße. Vor etwa einem Jahr wurde das Geschäft modernisiert. Bei dieser Gelegenheit ließ Geschäftsführer Silvan Drave (36) auch für rund 15 000 Euro einen Backofen im Verkaufsraum einbauen, um dort die "Leckeren", die "Eimsbüttler" oder auch Franzbrötchen zu backen: "Die Kunden lieben es, wenn sie die warmen Brötchen in die Tüte bekommen ", sagt Silvan Drave. Auch in den weiteren 18 Filialen des Familienunternehmens in Hamburg und Umgebung gibt es Backöfen und laut Drave bisher keine Probleme.

Das war auch zunächst an der Bundesstraße so. Doch im September 2008 beschwerte sich eine ältere Mieterin, die direkt oberhalb des Ladens wohnt, über den Geruch der ofenfrischen Brötchen. Der Vermieter reagierte sofort und forderte Drave auf, die "Geruchsbelästigung" künftig zu unterlassen. Der ließ sich davon nicht weiter beeindrucken und backte weiter: "Brötchenduft ist etwas wunderbares und keine Geruchsbelästigung", argumentiert Drave. Dann kam es zum Ortstermin mit dem Hauswart: "Dabei wurde festgestellt, dass es sehr wohl zu einer Geruchsbelästigung durch den Brötchengeruch in der Wohnung der Mieterin kommt", sagt Genossenschafts-Vorstand Klaus Weise. Deshalb müsse der Ofen aus bleiben. Schließlich wurde Drave von der Genossenschaft eine letzte Frist gesetzt bis zum 15. Juni - seitdem wird hier nicht mehr gebacken. So soll es auch bleiben: "Es gibt hier keinen Anlass für Diskussionen. Herr Drave hatte nämlich überhaupt nicht die erforderliche Genehmigung für den Einbau des Ofens bei uns beantragt", so Weise. Dazu Drave: "Die Verantwortlichen wurden über das Backvorhaben vorab informiert."

Doch Drave will für seine ofenfrischen Brötchen kämpfen. An den Fenstern kleben Zettel mit der Aufschrift "Backen verboten" und im Laden liegen Unterschriftenlisten aus. In diesem wird die Genossenschaft aufgefordert, das Backverbot zurückzuziehen. Bislang haben rund 150 Kunden unterschrieben. Aber das interessiert Weise nicht: "Da können auch Tausende unterschreiben, das beeindruckt uns nicht weiter. Uns ist wichtig, dass unsere Mitglieder ohne Beeinträchtigungen bei uns wohnen können."

Solange der Ofen kalt bleibt, werden die fertigen Brötchen aus der Backstube in Schenefeld angeliefert. Unternehmer Drave will nicht aufgeben: "Wenn die Genossenschaft nicht einlenkt, dann werden die Brötchen die Juristen beschäftigen."