Hart, zornig und angriffslustig kann er sein - wenn es um die Verteidigung der Grundwerte von Menschlichkeit und Demokratie geht.

Und im nächsten Moment lebensfroh und zur Versöhnung bereit, wenn er meint, dass das der guten Sache hilft. Am Donnerstag wird Ralph Giordano in Düsseldorf mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Der 86-Jährige ist Hamburger aus tiefster Seele, 1923 in Barmbek geboren als Sohn einer jüdischen Mutter und Enkel eines sizilianischen Musikers. Er durchlitt Ausgrenzung und Gestapo-Folter während der NS-Zeit, überlebte die letzten Kriegsmonate in einem Alsterdorfer Keller.

Diese Erfahrung setzte sein Lebensthema. Zwar wurde Giordano zunächst Auslandsreporter für den WDR, was ihn nach Köln zog. Er bereiste 38 Länder, drehte stilbildende Reportagen.

Erst 1982, vierzig Jahre im Kopf hin und her gewälzt, erschien "Die Bertinis", der Roman seiner Erfahrungen als NS-Verfolgter.

In Hamburg ist Giordano Ehrenvorsitzender des Vereins, der jährlich den Bertini-Preis an Jugendliche vergibt, die das Unrecht der NS-Zeit, aber auch Ausgrenzung von heute aufarbeiten.

Giordano reist noch immer gern, demnächst wieder nach Ostpreußen. Und spielt - so viel Kind muss sein - gern mit den kleinen Dampflokomotiven aus seiner Sammlung. (hjf)