Der Bezirk Altona befürchtet den Abriss. Der Investor versichert dagegen, dass er das legendäre Restaurant erhalten will.

Hamburg. Noch Anfang des Jahres schien das legendäre Hundertwasser-Cafe in Ottensen gerettet - jetzt steht die Zukunft offenbar wieder auf dem Spiel. Gestern fuhren Lkw und der Gerichtsvollzieher vor, um eine Räumungsklage zu vollziehen. Entsetzt musste Betreiber Rainer Bruns zusehen, wie die Einrichtung aus dem vom österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser gestalteten Restaurant herausgeräumt wurde. Bis kurz vor dem Räumungstermin hatten Altonaer Bezirkspolitiker noch mit dem Investor verhandelt, um den Mietvertrag doch noch verlängert zu bekommen. "Wir fühlen uns hier ausgetrickst", sagt die GAL-Fraktionschefin Gesche Boehlich. Schärfer formuliert es SPD-Fraktionschef Thomas Adrian: "Wir wurden hintergangen."

Tatsächlich gibt es zur Vorgeschichte einige offene Fragen: So gehörten Gebäude und Grundstück an der Behringstraße 42 ursprünglich dem Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK). Im Zuge der Privatisierung wurde beides 2006 von der Stadt an die ICE Immobilien Consulting und Entwicklung GmbH verkauft. Allerdings zu einem günstigen Preis, weil das Café und der angeschlossene Bruns-Betrieb Alternativ Busreisen erhalten bleiben sollten, wie Adrian sagt. Nach Unterlagen, die dem Abendblatt vorliegen, betrug die Kaufsumme 1,15 Millionen Euro. Nach dem Kauf wurde Cafébetreiber Bruns dennoch gekündigt. Wegen eines Formfehlers im Mietvertrag, wie er sagt. Wegen Mietschulden, wie die Investoren sagen.

Lange verhandelte in der Folge der Bezirk mit ICE, um den Mietvertrag zu verlängern und den Bestand des in Hamburg einzigartigen Cafés zu retten. Anfang dieses Jahres verabschiedete der Bezirk dann einen Bebauungsplan, der es erst rechtlich möglicht machte, dass rund 60 bis 70 neue Wohnungen direkt neben dem Café gebaut werden. Verbunden ist mit dem Bebauungsplan ein städtebaulicher Vertrag, der den Erhalt des Hundertwasser-Cafés sichern soll, sofern es einem noch größeren Wohnkomplex in der attraktiven Lage im Wege stehen würde. Der Haken: Damit war nicht automatisch auch der Betrieb durch Bruns gesichert. "Wie es weitergeht, weiß ich nicht", sagt er.

Als nun der Bauvorbescheid durch den Bezirk erteilt wurde, hat der Investor ICE das Gelände allerdings weiterverkauft. Möglicherweise mit einem kräftigen Aufschlag auf den Schnäppchenpreis von 1,15 Millionen Euro. "Mir wurde das Objekt für 5,5 Millionen angeboten", sagt Café-betreiber Bruns.

ICE-Geschäftsführer Karl-Dieter Broks kündigte unterdessen an, dass das Café für die Dauer der Bauarbeiten geschlossen bleiben und dann in den Neubau "integriert" werden solle. "Das Café bleibt erhalten", versicherte er.

Doch de Bezirkspolitiker bleiben skeptisch. GAL-Fraktionschefin Boehlich: "Wir werden da jetzt ein wachsames Auge drauf halten." Und SPD-Chef Adrian vermutet, dass trotz aller Beteuerungen der Investoren "vom ersten Tag geplant war, das Café plattzumachen, um aus dem Schnäppchen eine möglichst hohe Rendite zu erzielen." Die trickreiche Zwangsräumung sei da nur der erste Schritt, vermutet er.