Nur zwölf Meter lang ist ihr Boot, wenige Millimeter dünn der Kunststoff-Rumpf - seit Oktober segeln der Kieler Boris Herrmann (28) und der Hamburger Felix Oehme (27) mit ihrem blauweißen “Beluga-Racer“ bei einem spektakulären neuen Hochsee-Rennen in fünf Etappen um die Welt.

Hamburg. Es sind fast 30.000 Seemeilen. Durch Flauten, Stürme und um das berüchtigte Kap Hoorn herum. Heute um 10.30 Uhr Ortszeit starten sie an der US-Ostküste zur fünften und letzten Etappe des Portimao Global Ocean Race - und können eigentlich nur gewinnen.

In der Punktewertung liegt die Zweiercrew aus Norddeutschland so weit vorne, dass nur noch eine Disqualifikation den Sieg kosten würde. Selbst eine Havarie würde den Sieg nicht mehr gefährden. "Wir müssen theoretisch nur noch über die Startlinie kommen", sagt Herrmann. Tatsächlich liegt noch eine Atlantik-Überquerung (6482 Kilometer) mit einem ehrgeizigen Ziel vor den beiden: "Wir wollen natürlich auch diese letzte Etappe gewinnen", so Herrmann, der schon als neuer deutscher Segelheld gehandelt wird. Anders als bei Franzosen oder Engländern sind Hochsee-Regatten für Solosegler oder Zweierteams in Deutschland kaum populär. Es fehlten bisher die Protagonisten, die als einsame Helden den Kampf gegen Natur und Konkurrenten gewinnen. Selbst Österreich und die Schweiz segeln bei der berühmtesten Einhand-Weltregatta Vendée Globe mit. Deutschland habe da bisher den Anschluss verpasst, heißt es in der Fachpresse. Doch Herrmann und sein Koskipper Oehme könnten mit ihrem überraschenden Sieg diese Lücke nun schließen. Auf diese letzte Etappe bis zum portugiesischen Portimao, wo das Rennen im Oktober gestartet war, haben sich Herrmann und Oehme intensiv vorbereitet. Die Etappenpause nutzten sie für einen intensiven technischen General-Check ihres "Beluga-Racers", der von der Bremer Beluga-Reederei gesponsert wird. Und sie nutzten die Tage in Charleston (US-Staat South Carolina) auch zur Erholung. Ein älteres Seglerpaar hatte die beiden in ihr Haus eingeladen. Oehme: "Da wurden wir versorgt wie bei Oma und Opa."

Bis Mitte Juni ist es erst einmal vorbei mit Grill-Abenden auf der Terrasse. Im flexiblen Wachsystem wollen Oehme und Herrmann den Atlantik bezwingen. "Wer müde wird, kann schlafen, der andere passt auf", sagt Oehme. Zehn Knoten (18,52 km/h) segelten sie bisher im Schnitt, in Spitzen sogar bis zu 24 Knoten. Um den 20. Juni herum wollen sie Portugal erreichen. Herrmann: "Wir haben mittlerweile ein gutes Gefühl dafür entwickelt, was wir schaffen können."