“Nee, Erwachsene sind ja nun echt nicht immer gute Vorbilder!“, sagt Luna (8). “Wenn wir zum Beispiel an einer roten Ampel warten, und Erwachsene gehen bei Rot rüber. Das finde ich nicht gut.“

Kinder im Straßenverkehr - sie haben es beileibe nicht einfach. Hohe Autos versperren ihnen die Sicht, hohe Geschwindigkeiten jagen ihnen nicht selten Angst ein. Und diese Angst ist nicht unbegründet.

Laut Statistik werden in Hamburg pro Tag zwei Kinder im Straßenverkehr verletzt. An Unfallfolgen, so sagt der Hamburger Unfallchirurg Dirk Sommerfeldt, sterben in Deutschland mehr Kinder als an allen anderen Ursachen, etwa Krebs. Und: Kinder sind nur in einem Bruchteil der Unfälle selbst die Verursacher. Das Abendblatt hat Luna und ihren Freund Moritz (9) bei einem Bummel entlang belebten Straßen begleitet. Und ihnen zugehört. Verkehrserziehung einmal anders herum. "Wenn ich hier jetzt über die Straße müsste, das wäre gar nicht so einfach!", sagt Luna. Dabei erspäht das Auge des erwachsenen Begleiters bereits einen Zebrastreifen. Luna, so lernt er, kann den aber gar nicht sehen. Autos stehen davor. Als wir den Übergang erreichen, gibt es das nächste Problem: "Viele Autofahrer halten gar nicht an, wenn wir am Zebrastreifen stehen", sagt Moritz. Das sei aber immer so. "Ich warte fast immer, bis ein Auto wirklich angehalten hat", sagt Moritz. "Man weiß ja nie!"

Was nervt die Kinder am Straßenverkehr? "Dass viele so irre schnell fahren", sagt Moritz. "Bei uns vor der Schule rasen viele Lastwagen lang, obwohl da ein Schild hängt, auf dem 'Schule' steht. Wenn ich da auf dem Fußweg gehe, werde ich fast weggeweht." Luna hat Respekt vor schnellen Radfahrern: "Einer hat meine Oma neulich gerade umgefahren. Sie musste ins Krankenhaus", erzählt die Achtjährige. Was sie sich von den Erwachsenen wünscht? "Dass sie ihre Autos nicht auf dem Gehweg parken - wir können da schließlich nicht durchgucken!" Und Moritz? "Mehr Ampeln, bei denen die Sekunden angezeigt werden, die es noch dauert, bis es Grün wird. Das ist spannend, und es gehen nicht so viele Leute bei Rot!"

Gestern beendete die Polizei die Aktion "Rücksicht auf Kinder... kommt an." 1500 Beamte kontrollierten innerhalb von vier Wochen vor allem vor Schulen zahllose Autofahrer. 10 053 Fahrer waren zu schnell unterwegs. "Wir werden weiter kontrollieren", kündigte Dietmar Kneupper, Leiter der Verkehrsdirektion, an. (jel)