Kundgebung ist für 9 Uhr an der Heiligengeistbrücke geplant. Proteste auch in anderen Bundesländern.

Hamburg. Die Gewerkschaften Ver.di und GEW haben heute rund 4500 Beschäftigte in etwa 230 Hamburger Kindertagesstätten zu Warnstreiks aufgerufen. Es geht dabei um den Tarifvertrag zur "betrieblichen Gesundheitsförderung".

Zahlreiche Einrichtungen in der Hansestadt werden sich an dem Streik beteiligen und geschlossen bleiben. Tausende Familien sind davon betroffen, die Eltern müssen nun entweder Urlaub nehmen oder die Kinder bei Familienangehörigen oder Freunden unterbringen. Nach Abendblatt-Informationen wird allein von der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten, die 173 Einrichtungen betreibt, etwa die Hälfte der rund 3500 Mitarbeiter dem Streikaufruf folgen. Es werden 34 Kitas der Vereinigung am Dienstag und Mittwoch nicht öffnen, in mindestens 89 Einrichtungen wird es nur einen eingeschränkten Betrieb geben. Die Gewerkschaften haben für heute für 9 Uhr zu einer Streikkundgebung aufgerufen. Treffpunkt ist die Heiligengeistbrücke nahe dem Rödingsmarkt, von dort geht es zu Fuß weiter durch die Innenstadt zum Streiklokal "Metropolis Kino" am Steindamm.

Nicht nur in Hamburg wird heute gestreikt, die Gewerkschaften riefen Erzieherinnen und Sozialarbeiter in fast allen Bundesländern zu Arbeitsniederlegungen auf. Erstmals werden auch die ostdeutschen Länder einbezogen. Ver.di rechnet bundesweit mit mehr als 20 000 Streikenden. Mit den Aktionen wollen die Gewerkschaften vor den Verhandlungen mit den Arbeitgebern am Mittwoch in Berlin den Druck erhöhen. Sie verlangen für die rund 220 000 Beschäftigten in kommunalen Kitas und Jugendämtern mehr Geld und einen Tarifvertrag zum Gesundheitsschutz. Die Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeber (VKA) habe bislang nicht auf die Forderung nach einem verhandlungsfähigen Angebot für einen Gesundheitstarifvertrag reagiert und damit weitere Streiks provoziert, sagte Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Achim Meerkamp. Bei den Verhandlungen am Mittwoch geht es zunächst nur um eine neue Entgeltstruktur. Da für den Gehaltstarifvertrag noch Friedenspflicht besteht, beziehen sich die Streiks nur auf die Forderung nach besserem Gesundheitsschutz. Dafür soll ein Tarifvertrag abgeschlossen werden: "Dieser sieht vor, dass die Kita-Träger Kommissionen einsetzen, die die einzelnen Arbeitsplätze auf die Gesundheitsbelastung hin überprüfen und entsprechende Maßnahmen ergreifen", sagte Jens Kastner, stellvertretender Vorsitzender des GEW Hamburg. Das könne beispielsweise Lärmdämmung in den Gruppenräumen der Kitas sein, aber auch die Verkleinerung der Kindergartengruppen. In Hamburg reagierten viele Eltern mit Verständnis auf die Warnstreiks: "Die Arbeitsbedingungen der Erzieher müssen verbessert werden. Ich werde meinen Sohn heute mit ins Büro nehmen", sagte Sachbearbeiterin Monika Möllers (38) aus Winterhude.