Bauarbeiten an der ICE-Strecke zwischen Hamburg und Berlin dadurch stark behindert. Bahn verstärkt jetzt die Kontrollen.

Sie kommen nachts und klauen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Kabel, Spannseile, Verankerungen - nichts ist sicher. Auf der Baustelle der ICE-Strecke zwischen Hamburg und Berlin haben Metalldiebe einen Millionenschaden verursacht und sorgen für Verzögerung der Arbeiten. Die Hoffnung, noch vor dem Plan fertig zu werden, ist dahin.

Seit dem 1. März baut die Deutsche Bahn an der ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke, und eigentlich könnten die Verantwortlichen drei Wochen vor Abschluss der Bauarbeiten zufrieden sein. Wie ein Uhrwerk funktioniert die komplexe Logistik - bis auf diesen kleinen Schönheitsfehler. Buntmetalldiebe erschweren Projektleiter Manfred Zerahn und seinen Männern die Arbeit. Sie kommen nicht selten mit Lastwagen. "Der Schaden beträgt etwa eine Million Euro", sagte Zerahn der "Berliner Morgenpost". Durch verschwundenes Material, höhere Transportkosten und verlorene Arbeitszeit.

Doch selbst diese ärgerlichen Verzögerungen sollen nicht verhindern, dass am 14. Juni wieder der erste planmäßige ICE über die Strecke donnert, verspricht der Chef der Bauüberwachung. Für die täglich etwa 10 000 Bahnpendler zwischen den beiden Metropolen heißt das: Die lästige Umleitung über Uelzen und Stendal mit der gut 40 Minuten längeren Fahrzeit entfällt. Und auch die Einschränkungen, die täglich Tausende Pendler im Regionalverkehr betreffen, sind dann beendet.

Die zuständige Bundespolizei Berlin hat ihre Kontrollen wegen der Metalldiebe entlang der Strecke verstärkt. "Wir haben auch Beamte in Zivil im Einsatz", sagte Bundespolizeisprecher Jens Schobranski dem Abendblatt. Die Ermittler gehen von einer einzigen Tätergruppe aus. "Das schließen wir aus der räumlichen Nähe der Tatorte. Die Unbekannten haben offenbar eine gute Ortskenntnis." Die Täter haben sich bislang am häufigsten vor den Toren Berlins zu schaffen gemacht.

Seit gut zehn Wochen ist die Bahnstrecke zwischen Nauen (Havelland) und Wittenberge (Prignitz) komplett gesperrt. Insgesamt müssen 268 000 Schwellen ausgewechselt werden, weil sich ein Großteil der erst in den 90er-Jahren verlegten Betonelemente durch einen Herstellungsfehler als instabil erwiesen hatte. Mehr als 210 000 Schwellen sind bereits geschafft. Jede einzelne wiegt 280 Kilogramm. Die neuen sollen 30 bis 35 Jahre halten.

Bis Mittwoch soll der eigentliche Schwellenwechsel abgeschlossen sein. Dann sollen Messzüge mit zunächst 160 Kilometern in der Stunde die Strecke testen. Am 9. Juni steht die Generalprobe an. Fünf Tage, bevor die Strecke wieder freigegeben wird, rauscht ein Spezialmesszug mit der Höchstgeschwindigkeit von 230 Kilometern pro Stunde von Berlin nach Hamburg. Erst dann erweist sich, ob alle Arbeiten fehlerfrei erledigt wurden.