Wenn Kinder den Ton angeben, kommt Frohsinn auf. Wie das Festival Hamburger Kinderchöre des Hamburger Abendblatts am Sonnabend in der bis auf den letzten Platz besetzten Laeiszhalle bewies.

Und da Freude bekanntlich ansteckt, stimmten auch die Erwachsenen nur zu gerne in den Choral ein. Somit frohlockten fast 700 Chorkinder und mehr als 1800 Gäste, Groß wie Klein, Seite an Seite in taktvoller Harmonie.

"Eine prächtige Stimmung", bestätigte Senatorin Karin von Welck (parteilos), die sich als Schirmherrin in den Dienst der sinnvollen Sache gestellt hatte. Ihre Grußbotschaft: "Hamburg entwickelt sich zum wichtigen Zentrum der Bewegung: Singen macht Spaß!" Sieben Schulchöre, von einer Jury unter Leitung von Professor Hermann Rauhe unter vielen erstklassigen Bewerbungen ausgewählt, trugen ebenso wie die Alsterspatzen als Gastchor zur guten Stimmung bei.

"Mutter Erde sorgt für uns", schmetterten 45 Kinder der katholischen Schule Altona, allesamt zwischen sechs und elf Jahre alt, zum Auftakt, "und wir sind ihre Kinder." Es folgten die Nienstedtener Gören mit "Alle Vögel sind schon da", aber auch dem "Jung mit 'n Tüdelband". Rhythmisch klatschte das Publikum im Takt. "Was wären wir ohne Musik", fragten die Dulsberger Chorkatzen - absolut zu Recht, und die jungen Meistersänger der Japanischen Schule unter der Leitung Tsubasa Shibatas demonstrierten gekonnt ihr deutsches Liedgut: "Muss i' denn ..." Das hatte internationale Note.

So viel Einsatz kostet Kraft: In der Pause versorgten 20 Herren des Mitveranstalters Lions Club Hamburg-Hoheneichen die jungen Künstler mit Butterkuchen, Bananen und Apfelschorle. Auch das ist seit der Ouvertüre vor 17 Jahren wohlklingende Tradition. Klar, dass sich die Deerns und Buttjer nicht zweimal bitten ließen. Als kleine Zugabe erhielten sie jeder eine Urkunde.

Vom ehemaligen Direktor der Jugendmusikschule, Professor Wolfhagen Sobirey, geschickt animiert, stimmten alle in das indonesische Volkslied "Epo i taitai" ein. Als dann noch Gesten und Bewegungen als Untermalung hinzukamen, gab es keine Fremden mehr im Großen Saal - irgendwie waren sich alle näher als zuvor. Musik verbindet.

"Ich singe sonst eher unter der Dusche", bekannte Senatorin von Welck. Dennoch machte auch sie lustvoll mit. Und mancher untrainierte Brummbär entwickelte sich so unvermittelt zum Chorknaben. Als Austragungsort für das 20. Chorfestival 2012 schlug von Welck die dann fertig errichtete Elbphilharmonie vor.

Parallel zollte sie der Abendblatt-Redakteurin Renate Schneider höchstes Lob: "Sie und ihre Mitarbeiterinnen haben das hier alles perfekt organisiert." Dafür gab es Extra-Applaus. Vor allem habe es die couragierte Macherin vollbracht, die von ihr initiierte Aktion "Kinder singen für Kinder" zur Institution zu formen. "Das Chorfestival ist nun fast volljährig", ergänzte die Senatorin. Dies sei allerdings nicht Anlass für den Auszug gewesen. Der Michel, von der ersten Strophe an würdiger Veranstaltungsort, wird derzeit renoviert - im kommenden Jahr wird wieder vor gewohnter Kulisse gesungen.

Die starke Akustik, aber auch das gediegene Ambiente der Laeiszhalle waren mehr als nur Ersatz. Auch der Mädchenchor Hamburg zum Beispiel mit der "Laternensamba", 70 Kinder der Oberstadtschule Geesthacht und zum Finale die Max-Brauer-Chorspatzen begeisterten.

Letztere warben akustisch um eine Spielstraße - auch das kam hervorragend an. Schließlich hatten Elisa Kestenus (9, Klasse 3a), Luca Marlena Berger (9, Klasse 4a), Carl-Ludwig von Bredow (8, Klasse 3b) und ihre 47 Mitsänger der Max-Brauer-Grundschule in Altona seit Wochen jeden Mittwoch zwischen 8 und 9 Uhr emsig geübt. Das Resultat konnte sich hören lassen. Wer singt, kommt weniger auf dumme Gedanken, ganz einfach ist das. Musik nicht nur zum Vergnügen, sondern als pädagogisches Instrument - auch das war Thema.

Musizieren macht dann besonders viel Spaß, wenn der Erlös einem wohltätigen Zweck zukommt. Diesmal wird die Axis-Forschungsstiftung unterstützt, die sich um an Knochenkrebs erkrankte Kinder und Jugendliche kümmert. So gesehen, hallen die Lieder wider - den anpackenden Lions-Helfern um Hans-Peter Schmitz-Dedert und Günther Schiefelbein sei Dank. Unter dem Strich trug jeder zum formidablen Ergebnis bei.

Als die Matinee nach zweieinhalb Stunden ausklang, blieb das gute Gefühl: Wenn Singen Schule macht, kehrt Helfen als Freude zurück ins eigene Herz.

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