Der Kulturinvestor will in dem alten Kuppelbau Menschen auf neue Weise an das Thema Tod heranführen.

Die Entscheidung fiel bei einem Ave Maria. Als seine Freundin Julia Wachsmann das Lied unter der Kuppel des halb verfallenen Mausoleums sang, habe es bei ihm "Herz und Seele berührt", sagt Klausmartin Kretschmer. Der Hamburger Unternehmer und Kulturinvestor nahm sich fest vor, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten und zu einer besonderen Gedenkstätte zu machen. Das war vor knapp vier Jahren. Ein Artikel im Hamburger Abendblatt hatte Kretschmer damals auf das Schicksal des architektonisch wertvollen Grabmals aufmerksam gemacht: Der historische Kuppelbau, 1905 im neoromanischen Stil von der Hamburger Bankiersfamilie von Schröder erbaut, war von den Nachfahren jahrzehntelang nicht instand gehalten worden und drohte zu verfallen. Mit Julia Wachsmann, einer ausgebildeten Sängerin, besichtigte Kretschmer das Mausoleum - in der Absicht, sich als Pate um dessen Erhalt zu kümmern. "Bevor ich ein Gebäude übernehme, muss Julia dort ein Ave Maria singen", sagt der Exzentriker. Die Akustik in dem maroden Steingemäuer überzeugte ihn. Doch erst 2008, als das Nutzungsrecht der Schröder-Nachfahren ablief, konnte er die Grabstätte übernehmen. Für eine sechsstellige Summe hat er sie für die nächsten 100 Jahre vom Friedhof Ohlsdorf gepachtet. Kretschmers Pläne für die künftige Nutzung des Mausoleums: Es soll ein Ort des Trostes und der Musik werden, an dem Menschen auf neue Weise an das Thema Tod herangeführt werden. Das Konzept dafür soll Julia Wachsmann, die eine Doktorarbeit über sakrale Orte schreibt und eine CD mit dem Titel "Trost" aufnimmt, gemeinsam mit Promi-Pastor Frank Michael Wessel erarbeiten. In spätestens fünf Jahren soll das Projekt umgesetzt sein.

Doch vorher ist noch viel zu tun. Die Mauern müssen saniert und trockengelegt, die Kuppel erneuert und die bunten Glasfenster mit den biblischen Motiven restauriert und teilweise ersetzt werden. Klausmartin Kretschmer wird in dieser Zeit trotzdem viel Freude haben. "Es gibt hier so viel zu entdecken", sagt er und zeigt auf die kunstvollen Friese aus rotem Main-Sandstein, die Säulen und Wände schmücken, und das verblichene, sternenförmige Muster des Fußbodens. Dass sein neuestes Projekt eine Grabstätte ist, schreckt ihn nicht. Schließlich hat er sich als Zwölfjähriger sein Taschengeld auf dem Friedhof mit der Pflege von Gräbern aufgebessert. (fru)